Jenseits des Flusses

Wenn der werte Leser dieser Zeilen am Ende wie ich die Einsicht teilt, dass man nicht immer seiner Neugierde nachgeben sollte, dann habe ich heute nicht umsonst mein Leben riskiert. Im Nachhinein kann ich meine kleine Exkursion nur als dumm und überflüssig bezeichnen.

Gestern stellte ich einem der Uth die Frage, warum sie in Höhlen leben, wenn sie doch ständig Angst vor etwas haben, dass sie AAtTur nennen. Ich vermute, dass sie damit eine Art Flut meinen, die jeden Herbst über sie herein brechen kann und wohl durch heftige Regenfälle ausgelöst wird. Ich wollte wissen, warum sie sich nicht weiter entwickeln wollen. Damit habe ich ihn wohl beleidigt, da er mir lang und breit erklärt hat, wie viele Vorteile die Höhlen doch haben, vor allem als Schutz vor nächtlichen Angriffen durch Tiere.

Der Krieger meinte halb im Scherz, dass ich nur über den Fluß gehen müsste, da würde ich noch Uth finden, die nachts einfach auf dem Boden im Wald schlafen und keine Höhlen haben. Vielleicht hätte ich früher nachfragen sollen, warum alle Umstehende darüber gelacht haben und heute nicht einfach die Gelegenheit nutzen, als ich eine Furt über den Fluß gefunden habe, die man recht einfach durchwaten konnte.

Diesen anderen Uth-Stamm habe ich gefunden oder ich sollte besser sage, sie haben mich gefunden, als ich durch den Wald gestolpert bin. Sie waren mir gleich irgendwie unheimlich, wie sie wort- und lautlos aus dem Unterholz aufgetaucht sind, jeder mit einem Speer oder einer Keule bewaffnet. Ich habe versucht mich ihnen auf die Art der Uth vorzustellen, als ich aber hörte, wie sie hinter mir diskutierten, wie ich wohl schmecken würde, habe ich das schnell unterbrochen und möglichst schnell auf Uthisch gesprochen.

Es war wohl nicht so sehr mein Vortrag, über meine Zeit mit den anderen Uth oder die Erzählungen vom Phönix, die ich beim Turnier getroffen hatte, es war der Proviant, den ich dabei hatte, der mein Leben gerettet hat. Zum Glück hatte ich genug für die drei Krieger dabei und die Flasche Himbeerbrand, die ich dem ersten Krieger heute Abend schenken wollte, tat ihr übriges.

In meiner Not habe ich angefangen die kurzen Witze und Geschichten von KoTi zu erzählen, die mir noch in Erinnerung waren und einige davon waren ihnen scheinbar noch nicht bekannt. Sie erzählten dann auch ihre KoTi Geschichten, wobei mir auffiel, dass ihre Aussprache und ihre Worte deutlich rauer und einfacher waren als ich es vom anderen Uth-Stamm gewohnt bin. Auf jeden Fall lachten sie immer lauter und als sie sich nach einiger Zeit im wortsinne auf dem Boden rollten, habe ich mich möglichste leise empfohlen und bin schleunigst wieder über den Fluss gewechselt.

Wenn ich LiNoUt richtig verstanden habe, treffen sich die Uth-Stämme nur alle paar Jahre oder Jahrzehnte einmal, wenn die Flüsse auf der Insel austrocknen. Die Flüsse sind sonst so etwas wie unüberwindliche Barrieren. Die Uth sind der Meinung, dass Stein nicht schwimmt und sich bei all dem Gift den Schutz von den Beinen zu waschen ist auch keine gute Idee. Wissen verbreitet sich also nur ganz langsam zwischen den einzelnen Stämmen und auch die Phönix scheinen nur dann mit ihnen zu reden, wenn es sein muss. Den Rest unseres Aufenthalts werde ich mich auf jeden Fall auf “unseren” Uth-Stamm konzentrieren.

gezeichnet
Tir Bel'Sal
Erster Schreiber der Expeditionstruppen