Tag 18

Tag 18 

TagebuchWas soll ich sagen, die Nacht war wieder kurz und der Busch rannte, als wäre sonst wer hinter ihm her.

Ich bin mir gar nicht sicher ob ich noch beim richtigen Tag war, aber wir sind heute tatsächlich an den Baumwollfeldern der Mapori angekommen und liefen den ganzen Tag an den Feldern entlang. Doch hier war nichts, kein Mapori und auch nicht die Schwestern der verwirrten Mapori aus dem Sumpf.

Der Busch war immer noch an meiner Seite. Ich nenne ihn mittlerweile Stumpen. Ich glaub er hat nichts dagegen, wenn ich ihn so nenne.  

Ich hörte ein merkwürdiges Singen und wunderte mich schon, weil es war wirklich niemand hier. Die Felder waren abgeerntet und um uns herum waren nur die trockenen Baumwollpflanzen. Wir liefen den ganzen Tag an den leeren Blütenständen der Baumwollpflanzen vorbei und vor uns lagen endlose weiten braune Felder. 

Der Tag neigt sich dem Ende zu und die untergehende Sonne warf ihre letzten Strahlen über das trockene Gestrüpp. Das Licht schien mir unwirklich und machte mir ein wenig Angst. Ich geb es ja nur ungern zu, aber die Gänsehaut wandert mir den Nacken hinauf, obwohl es ziemlich heiß war heute. Vielleicht hatte ich auch einen Hitzschlag, das könnte auch das merkwürdige Summen in meinem Kopf erklären. 


Geliebte Erika, ich hoff du verziehst mir die wenigen Zeilen, mir tut alles weh, vor allem mein Kopf.

Guten Nacht.

Der Elmar

P.S. Nachtrag: Ich hatte heute Nacht einen merkwürdigen Traum. Erika, ich hoffe insgeheim, dass du diese Zeilen nie lesen wirst. Aber was soll ich sagen, ich bin auch nur ein Mann. Ich schreibe diese Zeilen in der Gewissheit, dass meine Seele rein ist, weil es war nur ein Traum, ein Traum.

Ich lief wieder die Baumwollfelder entlang und zunächst war es mir nicht klar, dass ich träumte. Merkwürdig war nur, dass die Baumwolle nicht abgeerntet war. Sie stand in ihrer vollen Pracht, Baumwollbüschel an Baumwollbüschel. Das Summen war wieder da oder es war immer noch da und langsam schwoll der Singsang wieder an, so wie ich ihn am Tag zuvor schon einmal gehört hatte. 

Und dann sah ich sie. Die Schwestern. Und dann begriff ich erst. Sie sahen alle aus wie die Säerin, nur viel jünger und noch leichtfüßiger als sie. Und noch etherischer, wenn das überhaupt möglich war. 

Ich hatte den Eindruck im Schlaf gestorben zu sein und dass war dass was nach dem Tode kam, ein Traum. Ihr Gesang erregte mich. Die jungen Dinger tanzten um mich herum und lullten mich mit ihrem Gesang ein. 

Im nächsten Augenblick lag ich auf einer mit Baumwolle bedeckten Bettstatt mitten im Wald. Ich war sauber und nackt und ich roch unglaublich gut. Nun war mir völlig klar, dass es ein Traum sein musste, ich konnte mich nicht daran erinnern, wann ich mal selbst meinen eher animalischen Körpergeruch als wohlriechend bezeichnet hatte. Die Maporischwestern kamen singend auf mich zu und tanzen um meine Lager herum. Sie stürzten im Tanz auf die Knie und krochen zu mir rüber. Das was nun geschah war doch eher animalisch und ich vermag es kaum aufs Papier zu bringen, was sie mit mir taten. Ich war mir nun nicht mehr so ganz sicher, ob es wirklich ein Traum gewesen war. Ich konnte nicht nur meinen Geruch riechen, ich roch auch sie und jede von ihnen roch nach einer anderen Blume. Und ihre Berührungen konnte ich noch immer spüren, auch jetzt noch in dem Moment als ich diese Zeilen schreibe.Die Wirklichkeit hat mich zwar wieder, da ich das Tagebuch in meinen Händen halte, doch mein Verstand war immer noch auf Wanderschaft. Die nackten Leiber der Schwestern hatten mich immer noch derart im Griff, dass ich froh war, dass der Busch noch tief und fest schlief. Ich glaub ich war der einzige Besucher auf Secundum, der einen augenscheinlichen Eindruck davon hatte, wie sich nackte Mapori anfühlen, wie sie schmecken und riechen und... am Liebsten würde ich im Erdboden versinken, ich verliebter Göckel kann mich doch nicht nochmal verliebt haben. Und so starre ich auf den Sonnenaufgang über die Baumwollfelder und ich kann ihr Singen wieder hören...