Das Gerücht des Tages: Reederei sucht den 3. Hafenmeister ~*~ Hier gehts zur Anmeldung von Primum 2 - Es ist...
Leitfaden des jungen Phönix Kapitel 538 - Lufern im HolzeSo begab es sich das Lufern seinen Gefährten gebot an Bord der Schiffe zu...
Ich bin Episteme und ich schreibe, was ich weiß. Aufruf und Nachricht an alle Episteme auf Tertium, der Insel des Herrschers und dem...
Das Gerücht des Tages: Verfahrensfehler bei Gericht ~*~ Hier gehts zur Anmeldung von Primum 2 - Es ist...
Das Gerücht des Tages: Der grüne Gobelin geht an... ~*~ Hier gehts zur Anmeldung von Primum 2 - Es ist...
Tag 9Schmerzen zwischen den Ohren und die grelle Fratze am Himmel, will mir mein Augenlicht rauben. Dieser Morgen war grauenhaft zu mir und ich stand...
Sonderausgabe zu den aktuellen Vorfällen | Sonderausgabe Secundum II im Jahr 5 des Wettstreits |
Die Breite Birte ist totHöchstofiziellster Berichte zur Unteren Suchung in der Sache der Verschwindung der guten braven breiten Birte Die gute breite Birte erlag vermutbar während der Nacht vom 19. auf den 20. Secundum einem Orkfisch. Die trefflichst brillierenden unteren Sucher erkamen zu jenem unausweichlich folgendem Schlusse, da die arme Birte am Piere erleget ward. Dies anzuzweifeln wäre närrisch, da dort eindeutigliche Blutspuren vorzufinden waren. Und es am nächsten Tage den gar grausigsten Fund der Leber, der Ihrigen, nur einen Steinwurf entfernet zu vermeldigen gab. Da Nautikern wie den unseren Gleichen, das jagende Verhalten des Orkfisches nur allzu bekannt isset, war es in diesem jene Falle ein leichtes das Geschehene aufzuklären. Es isset allgemein bekannt das der Orkfisch, der gemeine, oder auch Orcinus Trivius, des Öfteren allein zum Spaße dem anderen Fisch nachstellet und diesem die Leber entreißet und in keinem aller Fälle je eine Leber zu verspeisen gedachte. Es erscheinet zwar ungewöhnlich einen dieser schwarzweißen Geiseln der Fischheit so nah am Ufer zu finden, doch vermag der Kluge das mit dem Hunger des Winters leicht zu erklären, der sogar den Wolf in die Täler zu treiben vermag. Gez. Hagen von der Winde Hinweis der Redaktion Die Verschreibungen des Hagens von der Winde treffen weder die Meinung der Redaktion, noch die Handhabung mit dem geschriebenen Wort unserer unabhängigen und unerschütterlichen ersten Primumer Zeitung. Von Wortlaut und Satzbau nehmen wir aufs entschiedenste Abstand. |
Ermittlungen der Redaktion Nach unseren Ermittlungen wurde die Leber der Breiten Birte am Tag nach ihrem Verschwinden an den Strand gespült und wurde dann von einer Angestellten der Feuchten Hütte gefunden. Die Leber der Breiten Birte war enorm, was auch langjährigen Rauschmittelkonsum zurückzuführen ist. Die Breite Birte, die bekanntermaßen gerne mal ein Tränklein oder Mittelchen zu viel nahm, hatte Selbige immer in ihrer Tasche. Diese soll im Blute der Besitzerin am Pier gelegen haben. Nachdem die Ermittlungen in diesem Mordfall 'abgeschlossen' waren, ist die Tasche verschwunden und auch nicht wieder aufgetaucht. Nach Büschen kommen nun Orkfische, das ist völliger Humbug. Jeder weiß, dass wenn man eine Leber am Strand findet, dass der Vermisste von einem Wassergeist geholt worden ist, der auf Primum als Fräse bekannt ist. Die Fräse frisst nie die Leber. Auf dem Festland ist die Fräse auch als Bachpferd bekannt. Anfänglich gestaltet sich das Wesen als vierbeiniges Pferd, dass am Strand entlang läuft. Wenn man aufsitzt, kommt man nicht mehr vom Rücken des Tieres. Dies ist auf eine heißbegehrte klebrige Masse zurückzuführen, die das Wesen absondert. Das Tier verwandelt sich zu einem Fischwesen mit Pferdekopf und reißt einen mit in die Fluten. Dort wird man bis auf die Leber gänzlich verspeist. Die klebrige Maße soll sich selbst im Wasser nicht auflösen. Die Fräse ist deswegen auch vom Aussterben bedroht, weil die klebrige Maße auf dem Schwarzmarkt einige Gold einbringen soll. |
Der letzte Teil aus dem Tagebuch des ehrenwerten Dr. Nikodemus Golz 'Mein Weg führte mich sofort zur Reederei und ich wurde angeheuert als Forscher und Schiffsarzt. Meine Ausbildung auf der Albatros und die Zeit mit dir brachte meiner geschundenen Seele ein wenig Linderung. Und an deiner Seite an Deck zu stehen und endlich das Gefühl von Freiheit zu atmen, war das Größte für mich. Und selbst der Schiffsarzt konnte mir noch Einiges beibringen. Aber ehrlich mal die Lady Kapitän behandelte mich wie einen Schiffsjungen. Nicht dass sie nicht genug davon hätte. Ich fühlte mich entschieden zu alt dafür ein Schiffsjunge zu sein. Dafür bin ich nicht jahrelang durch die Scheiße und Kadaver gerobbt. Ich weiß Lehrjahre sind keine Herrenjahr und das Meer ist eine launige Hure. Und nichts für ungut, ich weiß wie sehr du sie schätzt, aber die Lady Kapitän ist eine ziemlich pingelige, zwidere Witwe und es wird Zeit, dass sie mal jemand ordentlich hernimmt. Und auch wenn meine Fantasie der Lady Kapitän betreffend sich überhaupt nicht gehört, hoffe ich inständig, dass du es ihr ordentlich besorgst. Ich hab gehört, dass alle ihre Söhne Kapitän werden und ein eigenes Schiff bekommen! Ein Tipp von deinem kleinen Bruder, der schon einen Jungen bei einem Adeligen unterjubeln konnte. Neben Deckschrubben und dem Schmut beim Rübenschälen helfen, musste ich wie du weißt auch dem Küper bei seiner Arbeit helfen. Der ist ein verschrobener Mann und er hatte viele Geheimnisse und mehr als eine Ladeliste. Es gab Kisten auf denen eher unsinnigerweise zweistellige Zahlen eingestanzt wurden. Obwohl die Laderäume der Albatros insgesamt nur 9 waren und die Zahlen in der Regel nur den Standort auf dem Schiff auswiesen. Was das zu bedeuten hatte, habe ich nicht herausbekommen können, aber vielleicht kannst du ja deine Nase in Kisten stecken, die dich nichts angehen. Nachdem ich alle Männer an Bord geimpft habe, kam eines Tages die Lady Kapitän zu mir, und klopfte mir anerkennend auf die Schulter und ich befürchte, sie hat sogar gelächelt. Es ist mir eisig den Rücken runter gelaufen und ich dachte schon, ich hätte meine Medizin gegen das Wechselfieber nicht regelmäßig genommen. Ihre Worte werde ich nie vergessen. ‘Wirkt das Wundermittel auch bei Frauen?’ Da ich mein Wundermittel bisher nicht an Frauen testen konnte und ich sie nicht als Versuchskarnickel missbrauchen wollte, blieb ihre Frage bisher unbeantwortet. Bei der letzten Fahrt der Albatros auf die zweite Insel der Macht, die wie du mir erzähltest, bisher nicht auf der Route der Albatros lag und nur wegen dem Hilferuf einer Einheimischen angesteuert wurde, um wiederum Passagiere und Material für einen Kriegszug dort hinzu schaffen, wurde mein Eid und mein Gewissen wieder hart auf die Probe gestellt. Passagiere waren auf der Albatros eher unüblich und störten nur dem strengen Ablauf an Bord, aber wem erzähle ich das. Beim Absetzen des letzten Materials auf die Insel kam es zu dem Zwischenfall, der mich das erste Mal meinen Eid als Arzt brechen ließ zugunsten der Reederei. Das Beiboot fuhr in einen schwarzen Schwamm und sank an Ort und Stelle. Auf Befehl der Lady Kapitän wurde der Anker eingeholt und das Feld der Seemöwe überlassen. Ich habe den Befehl der Lady Kapitän zunächst nicht verstanden. Aber der Wert der restlichen Ladung und des ganzen Schiffes und der restlichen Mannschaft war größer als der Wert eines Beibootes und ein paar einfacher Matrosen. Das ging gegen meine ethischen Grundsätze, ich Heuchler. Und doch legte ich meinen Eid ab und ich schwor die Menschen vor Leid und Krankheit zu bewahren und sie zwang mich untätig dabei zuzusehen, wie sie in den schwarzen Schwamm gezogen wurden. Dieser schwarze Schwamm, in welcher Schnelligkeit er zugeschlagen hatte, wenn man überhaupt davon reden konnte, dass ein eher gallertartiges Wesen zuschlagen kann, das würde ja voraussetzen, dass der schwarze Schwamm ein eigenes Bewusstsein hätte. Das wäre ja völlig unmöglich. Auf jeden Fall hat dieses schwarze Etwas das Beiboot in Windeseile zum Auflösen gebracht. So wie ein Stück Butter in der heißen Pfanne zerrinnt. Ich hoffte, wenn ich auf der Seemöwe sein werde, dann würde ich mehr darüber herausbekommen, aber nein der Kapitän Eik Skylarson hat zwar die Expedition geleitet, aber ohne einen fähigen Gelehrten. Es wurde nahezu nichts aufgeschrieben, nur wieviel Sold ausbezahlt wurde und wie viele Verluste bei der Hafenbesatzung zu beklagen waren. Ich schweife schon wieder ab. In der Geschichte, die ich noch nicht zu Ende erzählt habe, tue ich meinen Dienst als Schiffsarztgehilfe und habe das erste Mal Landurlaub in unserem Heimathafen Parei. Die Türme schienen uns zuzuwinken und ich war glücklicher denn je. Du und ich gemeinsam in der Stadt unserer Kindheit. Naja, wo du dich die ganze Zeit herumgetrieben hast, weiß ich bis heute nicht, aber deine Matrosen haben mich in ‘Das Seerohr’ geschleppt. Dort hatte ich strunzehackevoll was mit einer Hure, die Flotte Lotte hieß, glaube ich zumindest. Dort im Seerohr ist mir, das erste Mal dieser Lunarpriester aufgefallen. Ja, dieser Betbruder von der Grötzenhuberin. Der war auch bei dieser Hure. Dass dort ein Lunarpriester war, war ja nichts Ungewöhnliches! Lunar zu Ehr und noch einen Humpen Bier auf die Huren. Was eher mein Interesse geweckt hatte, dass sich auch mein Gönner in der Kaschemme herumgetrieben hat, er kam direkt nach mir aus der Kemenate der Flotten Lotte. Ich hatte mich gewaschen und kontrollierte aus alter Gewohnheit die Fischblasen. Ob er mich gesehen hat, hoffe ich mal nicht, aber es gab mir schon zu denken. Ich hatte ein ungutes Gefühl bei der Sache und war auf den Schlag wieder nüchtern. Ich vermisste seit dem letzten Landgang ein Paar meiner Spritzen und ein paar Ampullen meiner Medizin. Ich schob es auf den Rausch, bestimmt hatte ich sie im Seerohr verloren. Die letzte Fahrt auf der Albatros schlug nun auch auf mein Gemüt und nun saßen wir beide stumm in der Offiziersmesse und tranken. Bis die Fahrt vorbei war und ich von Bord wankte. Ich verließ dich diesmal weniger reumütig, wie damals, aber es schmerzte doch. Hätte ich dir nur alles erzählt, dann würde ich mich jetzt besser fühlen. Ich wollte dich nie belügen und doch tat ich es. Ich wollte dir nichts verheimlichen und doch tat ich es. Ich hatte wieder Landurlaub und ich musste in der Reederei noch einigen Papierkram erledigen. Dort habe ich die Konstanze von der Winde wieder getroffen, dies war das zweite Mal in meinem Leben. Meine Fresse, die ist so unglaublich von sich eingenommen und noch genauso dumm wie früher. Sie ist jetzt in der Buchhaltung der Reederei beschäftigt und gibt sich gerne als die große Revisorin der Reederei aus. Aber eines habe ich schnell gelernt in der kurzen Zeit in der Reederei: wenn man auf eine Insel versetzt wird, hat man entweder einen fürchterlichen Arbeitsunfall gehabt, den die Reederei vertuschen wollte oder man hat ziemlich Dreck am Stecken oder die Reederei will einen loswerden. Und die Konstanze hat gleich eine ganze Rundreise aufs Aug gedrückt bekommen, sie soll die Brücher der Hafenmeister prüfen und sie soll die Bewerbungen für den Hafenmeister der Dritten Insel der Macht entgegennehmen. Ich habe den Vertrag für den Posten des Schiffarztes auf der Seemöwe unterschrieben. Einerseits war ich aufgeregt auf meinen neuen Posten. Auch wenn ich dich erstmal nicht wieder sehen würde. Weil die Seemöwe und die Albatros auf derselben Handelsrute fuhren und zwar immer gegenläufig. Es ist wie in einem Gedicht, das ich einmal gelesen habe. Egal. Es müsste schon mit Zufall, einem Wunder oder einem Unglück einhergehen, wenn wir uns vor dem dritten Wettstreit wieder sehen würden. Ich vermisse die Zeit mit dir die Nächte in der Messe zu sitzen und zu reden. Auch wenn die Jahre auf dem Meer dich sehr still fast schon melancholisch gemacht haben, habe ich mir bisher keine Gedanken darüber gemacht, ob du auch dein Packerl zu tragen hast und du deswegen so still warst. Verzeih mir meine Nachlässigkeit und mein vieles Gerede, wo ich dir doch nichts über mich erzählt habe, aber die Stille ist für mich unerträglich geworden. Mein stetiger Begleiter hält nämlich nie die Klappe. Keiner ist von Grundauf schlecht gelaunt und wortkarg. Es tut mir leid, wenn ich dir nicht die richtigen Fragen gestellt habe. Sei gewiss, egal was es ist, ich habe dir nichts nachzutragen und egal wie groß der Fleck auf deiner Seele ist, ich bin dein Bruder und ich liebe dich. Selbst auf der Albatros ging das Pfeifen in meinem Ohr nie ganz weg. Manchmal wurde es stärker und manchmal wurde es schwächer und erst an dem Tag an dem ich den Fuß das erste Mal auf die Seemöwe setzen würde, sollte das Geräusch aufhören. Kurz bevor ich an Bord der Seemöwe gegangen bin, kam es zu einer Begegnung am Hafen. Denn mein Gönner lief mir über den Weg und er forderte einen letzten Gefallen ein, den ich ihm angeblich schuldete. Er zog mich in eine alte Lagerhalle in der stapelweise Kisten mit zweistelligen Nummern gelagert wurden. Als Druckmittel bedrohte er dein Leben, was mich dazu brachte ein weiteres Mal einzuschlagen Was ich bisher über ihn in Erfahrung bringen konnte, er war ein angesehener Geschäftsmann und hatte viele Geschäfte, die nicht ganz so angesehen waren. Verkauf von seltenen Ingredienzien bis hin zu die ganze Palette. Er hatte viele Namen, aber einen werde ich nie vergessen, ich weiß jetzt wie es ist, wenn man die Dohle schreien hört, auch wenn ich nie in seiner Kemenate war und er mich außer mit dem Händedruck nie wirklich berührt hatte. Der Schrei der Dohle schallt die ganze Zeit in meinem Ohr, bis zu dem Moment, Ich war nur ein ganz kleines Rädchen in der Maschinerie des Verbrechens und glaube mir, ich wollte es dir nie erzählen, aber die Umstände zwingen mich dazu drastische Maßnahmen zu ergreifen. Was genau mein Auftrag war, werde ich hier nicht schreiben. Ich habe einen Beutel mit 24 Gold erhalten, um seine Ziele zu seiner Zufriedenheit auszuführen. Und ich solle meine Nase aus den Kisten lassen, die mich nichts angehen und Hände weg von Substanzen, die würden einen nur unnötig krank und elend machen. Ich ging an Bord der Seemöwe und wusste, dass mein Schicksal besiegelt war. Dieser Betbruder Konrad fiel mir auf, weil er erstens mit der Konstanze gekommen war und weil er überall seine Papiere liegen ließ. Er ist so durcheinander und zerstreut, ich hatte schon mehrmals die Befürchtung, dass er bei der Morgenmesse über Bord geht. Anfangs hatte ich noch gegrübelt woher ich ihn kenne und dann fiel mir der Abend im Goldenen Seerohr wieder ein und der Besuch bei der Flotten Lotte. Wenn das die Konstanze rausbekommt, die denkt ja auch, dass ihr Bruder Konrad ein keuscher Diener Lunars ist. Was sich alleine schon mit dem Glauben Lunars widerspricht, aber so ist eben die Konstanze. Aber schon bald wird auch sie merken, dass er sich bei der Hure angesteckt hat, oder er sie, so genau werden wir es nie erfahren. Bruder Konrad verteilt überall an Bord seine Notizen über die verschiedensten Götter und dabei ist mir die Abschrift von einem Exorzismus in die Hände gefallen. Der wie es scheint aus einem Tagebuch eines richtige Exorzisten abgeschrieben wurde, der wie aus dem Text ersichtlich einen jungen Ferdinand von einer Beseelung durch eine Kreatur befreit hat, die dem Jungen von einem Unmagus also Nekromanten Horatio angehext worden ist. Ich habe keinerlei Interesse an so einem Magiekram, aber einen Exorzismus kann jeder durchführen, der nur fest genug an die Sache glaubt. Rein wissenschaftlich gesehen würde ich es auf einen Versuch ankommen lassen. Wenn man aber nicht weiß was man tut, könnte so ein Exorzismus auch echt nach hinten losgehen. Ich habe ihn unwissender Weise abgeschrieben und lege ihn in den Einband, vielleicht kannst du ihn mal gebrauchen. Wie ich anfangs schon mal schrieb, Geister gibt es nicht, Mörder aber schon. Wobei nach der Begegnung im Wald, bin ich mir da nicht mehr so ganz sicher, ob es da nicht mehr gibt zwischen Lunar und Erde. Wenn ich mir nicht gerade Vorwürfe mache, dass ich dich hintergangen habe oder die Liebe meines Lebens durch meine Wissenschaft umgebracht habe, grüble ich fast jede Nacht darüber nach, was dieser Traum zu bedeuten hatte. Die kleine Verbrennung ist mittlerweile verheilt, wenn man nicht weiß, dass sie da war, weiß man es nicht, aber ich spüre sie jeden Tag in meinem Herzen und das Gefühl ist viel mächtiger als das Pfeifen zwischen meinen Ohren es je gewesen sein mag. Ich muss unweigerlich an unsere Eltern denken, wieso kann ich dir nicht sagen, aber das Gefühl in meiner Brust ähnelt dem Gefühl in Mutters Armen zu liegen, wenn sie einem gut zuredete oder tröstete. Ich vermisse sie und ich kann mich kaum mehr an sie erinnern, was unendlich schade ist. Wir sind endlich auf Primum angekommen, die kleine Seemöwe flutscht geradezu durch die Mündung des Hafenbeckens wie ein Fisch einem durch die Finger flutscht. Es ist sakrisch kalt. Ich habe mir einen Wollschal ums Gesicht gewickelt, damit ich mir nicht die Nase oder die Ohren abfriere. Ich kann am Kai ein paar Gestalten sehen, die eifrig winken. Unsere Ankunft muss das Ereignis des Tages sein hier draußen in der Einöde. Da stehen nur ein paar Baracken in Hafennähe. Wir kommen langsam näher, da ist ja der Hagen von der Winde, der alte Grattler. Der hat doch einen im Tee, hoffentlich fällt er nicht ins Hafenbecken, ich habe keine Lust jemanden zu beatmen, der schon mal an der Grötzenhuberin dran war. Jetzt wird mir übel. Da steht noch ein bärtiger Kerl mit einem gewaltigen Ranzen und einer drallen Hure im Arm, das muss dieser Ignaz Flötzinger und seine Frau Pandora sein. Sie sieht etwas verschlafen aus. Ich hatte mal einen Patienten gehabt, der war Schlafwandler, der hatte im scheinbar wachen Zustand ungefähr den selben Silberblick wie sie. Aber das könnte auch an Alkohol oder anderen Substanzen liegen, sie hat bestimmt viele Flecken auf ihrer Seele, die sie betäuben muss. Daneben steht eine enorm große Hure, die hat fast so ein breites Kreuz wie du, mir wäre sie ja zu groß… Und jetzt kommt es, da steht noch eine Hure. Eine Schwangere und rate mal wer sie ist. Die Flotte Lotte. Und wenn ich mir ihren Bauch so ansehe und meine Fingerrechnerei mich gerade nicht täuscht, könnte entweder ich, der Betbruder oder mein Gönner sie angebumst haben oder eine von den anderen Bastarden, die in der Zeit auch noch in ihrer Kemenate waren. Mal sehen, ob sie das Kind behalten will, meinen Abtreibungstrank bekommt sie auf keinen Fall, wenn nur die geringste Chance besteht, dass ich das Kind gezeugt habe, dann will ich das es lebt und dass es ihm gut geht. Besser als mir. Ich muss jetzt an Land gehen. Meine Zehen werden ich mir abfrieren. Die Schneedecke ist geschlossen, ich kann nur einen schmal Pfad sehen, der vom Hafen wegführt. Ich hab gehört, die haben keinen Arzt mehr auf Primum. Also werde ich die nächste Zeit nicht zum Schreiben kommen, weil ich wahrscheinlich alle Hände zu tun haben werde, mit Problemen die Huren so haben. Wie früher in der ‘Tanzenden Dohle’. Ich freu mich auf Tertium, oder wenn die Wellen uns gewogen, vielleicht sehen wir uns früher. Ich schrieb es schon, ich liebe dich mein Bruder und ich bin stolz dich meinen großen Bruder nennen zu dürfen. Du hast mich meinen Weg gehen lassen und fand ich doch zurück. Ich hoffe inständig, dass ich es auch ein zweites Mal vermag. Wir sehen uns auf Tertium. Dein dich ewig liebender Bruder Dr. Nikodemus Golz' |
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Flieder im WinterZum kommenden Volkstrauertag spendet die Redaktion in Ermangelung an echten Blüten ein paar bunte Papierblüten am Band. Eine Blüte für jede tote Seele. Soll der Volkstrauertag der Tag sein, wo wir unseren Lieben gedenken und uns an den guten Taten Derjenigen erfreuen, die von uns gegangen sind. |
Orakelspruch der Woche Ende gut, alles gut!? |
Der Primat berichtet weiter ungezwungen, unerschütterlich, unabhängig, unbestechlich und voller Trauer über die Geschehnisse auf Primum. Wir lesen uns in der Tertium Ausgabe |
Sonderausgabe zu den aktuellen Vorfällen | Ausgabe Secundum im Jahr 5 des Wettstreits |
Aus ErmittlerkreisenHöchstofiziellster Berichte zur Unteren Suchung in der Sache der Verscheidung Gustavs Rübenhartes Der Rübenhart ging zur Suche des guten Hennes Wiesendranges in die Wälder und ward nicht mehr gesehen. Im Walde traf er wohl auf den Mörder dem seinigen. Welcher allein Trutbert Holgerson gewesen sein kann. Dieser hatte schon im letzten Sonnenlauf den armen Gunnar Gulbranson erleget. Alleine fehlt es an Beweisen, nicht aber Gründen der Bewegung. So konnte der listige Gulbranson zum obersten der Gewerkschaft der Hafenarbeiter hinaufsteigen um den tüchtigen Hafenmeister das Leben gar grausam zu erschweren. Doch das des Glanzes volle Zwietett der Unteren Suchung Winde – Lebertran wird auch in diesem kniffelgisten der Fälle nicht rasten oder gar ruhen bis Beweise herauf befördert wurden so das jener Gulbranson seiner Strafe, der Gerechten, hinzugeführet werden vermöget werden wird. Auf das diese und jene alle anderen Machenschaften des Gulbransons zum gültigen Ende gebracht seien. Gez. Hagen von der Winde Hinweis der Redaktion Die Verschreibungen des Hagens von der Winde, hier ehrenwerter Hafenmeister und erste Amtsperson für die Ermittlung von Gewaltverbrechen, treffen weder die Meinung der Redaktion, noch die Handhabung mit dem geschriebenen Wort unserer unabhängigen und unerschütterlichen ersten Primumer Zeitung. Von Wortlaut und Satzbau nehmen wir aufs entschiedenste Abstand. |
Zu den letzten Morden Höchstofiziellster Berichte zur Unteren Suchung in der Sache der Verschwindung des guten Humbrecht Hunzenschwilles Der gute Humbrecht, von jedermann gerne HuHu gerufen, begab sich in der Kälte und Finsterheit der Rauftage hinaus in die weichen Nächte der Vettel der feuchten. Doch ward er seit herigem nicht mehr gesehen. Es erklang kein Lärm des Kampfes und es isset nicht gesichert ob er jemals bei dieser ankommigte. Es erscheinet dem Unter Suchenden gar höchst zweifelhaft ob Humbrecht einem grausigen Verbrechen zum Opfer fiel oder höchstselbst dieses an der guten feuchten Vettel ausübigte und nun flüchtig sich in den tiefen Forsten zu Primum verbirgt. Gez. Hagen von der Winde Höchstofiziellster Berichte zur Unteren Suchung in der Sache der Verscheidung der guten, braven, feuchten Vettl Die Vettl die feuchteste, verbrang die Rauftage in gar selbst erwählter Einsamkeit, so ferne sie keine Besucher, die Seltenen, empfing. Doch ward sie dennoch gefunden in der kalten Blässe des Todes und der holzigen Kiste der Gewandung der ihrigen, nach der Rauftage Endigung durch den Ruben des Schinkel der Buchsen. Der gute, begildete Professor Lebertran verlautbarte nach eingehendster Untersuchigung, dass die arme feuchte Vettl an Ermangelung Ihres Blutes verging und wohl schon seit geraumiger Zeit dort im Tode lag. Allein das es in den Rauftagen geschehen sein mag, vermochte er sicherlich zu sagen. Der Tat am verdächtigsten erscheinet im Momente HuHu, doch da jeniger selbigst auch der Verschwindung zum Opfer fiel ist er für eine Befragung nicht zugänglich. Gez. Hagen von der Winde |
Der neunte Auszug aus dem Tagebuch des ehrenwerten Dr. Nikodemus Golz Einzig und allein die Leser des Primaten können am neunten Teil des Tagebuches des gewaltsam aus dem Leben gerissenen und unglücklich verliebten Dr. Nikodemus Golz teilhaben. Auch er war nur ein Mensch, der eine große Liebe verdient hätte. Es ist nur ein tröstlicher Gedanke, dass die geschundenen Seele der beiden Liebenden im Tode vereint sein mögen. 'Das Tragischste an ihrer Geschichte war, dass die Männer sie in dieser Nacht auch noch mit dem Seemannsfluch ansteckten und ich stand nun vor einer Aufgabe, die mir bis heute schlaflose Nächte bereitete. Obwohl ich wusste, dass sie krank war, ließ ich sie nachts in meinem Zimmer schlafen. Und diese Dummheit hätte mir beinahe mein Leben und den Inhalt meines Kopfes gekostet. Zwar waren die wenigen Stunden, die ich mit ihr erleben durfte wie ein Traum so süß und ich tat es nicht um meinetwillen. Ich tat es, um ihretwillen. Ich wollte ihr wenigstens einen kleinen Stöhner abringen. Ich hoffte, wenn ich sie mit Liebe überschütten würde, dann könnte ich ihr wenigstens ihre Stimme wieder geben. Doch das Erwachen war hart und grausam und die Stille konnte selbst einen gesunden Mann in den Wahnsinn treiben. Sie war die große Liebe, die jeder Mann im Leben haben sollte. Auch wenn es eine stumme Liebe war, war sie unendlich dankbar, dass sie bei mir immer einen Unterschlupf hatte. Doch so verhält es sich mit dem Glück, es währt oft nicht lange und der Nachgeschmack ist bitter und das Ende ist grausam. Ich versuchte alles, um ihr die Folgen dieser Krankheit zu ersparen, doch nichts half. Ich wälzte alle Bücher und Aufzeichnungen und fand in den Schriften des alten Arztes eine Notiz darüber, dass er einen Matrosen behandelte, der sich einerseits mit den Seemannsfluch angesteckt hatte. Und eine Kaperfahrt später sich mit Wechselfieber angesteckt hatte. Dieser Matrose überlebte beide Krankheiten, wurde Lunarpriester und zeugte viele gesunde Kinder, die nun in allen Städten des Landes den Glauben Lunars predigten. Der alte Arzt, dem ich so viel zu verdanken hatte, konnte mir leider nicht mehr geben. Sein Leben endete im Rausch und das erste Mal in seinem Leben schien er glücklich und zufrieden zu sein. Sein Leidensweg war endlich zu Ende und so glücklich wie er im letzten Moment seines Lebens ins Ende blickte, schien er einen Engel gesehen zu haben. Als der Engel ihn nun endlich in seine Arme schloss, blieb nichts mehr von ihm. Nur seine Aufzeichnungen und seine Initialen auf seinen Instrumenten. Der Harte Schanker brach nun auch bei mir aus und ich würde es nicht mehr lange verheimlichen können, bevor man es mir an der Nasenspitze würde ansehen können, das auch mein Fleisch schwach ist. Ich würde an einer Matrosenkrankheit erst wahnsinnig und dumm werden und dann jämmerlich krepieren, ohne auch nur einen Tag auf See verbracht zu haben. Das durfte nicht geschehen. Ich ging in den Sumpf und sammelte Mückenlarven und brachte sie in einem Wasserglas mit in meine Kemenate. Sie schlüpften bald und ich ließ sie in unserem Zimmer frei und hoffte. Außer Jucken ist nichts passiert, also ging ich zu drastischen Mitteln über. Ich besorgte mir das Blut eines frisch an Wechselfieber erkrankten Matrosen und verabreichte es zuerst ihr, ich wollte an ihrer Seite sein, solange ich es konnte, bis ich es mir selbst spritzen würde. Das Wechselfieber brach bei ihr aus und das Fieber beherrschte nun unseren Tagesablauf, einen Tag mit Fieber, einen Tag ohne Fieber. Erst Frost, dann Hitze, dann Schweiß. Anfänglich führte ich noch Buch über den Verlauf der Krankheit, doch der Harte Schanker hatte mich langsam aber sicher im Griff. Als ich keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte und das Gefühl nicht mehr weit war, dem Wahnsinn anheim zu fallen, spritzte ich mir ihr Blut und irgendwann legten die Huren mich neben ihrem kleinen, zitternden Körper ins Bett. So lagen wir, der kleine Sperling und der Engelmacher vereint in unseren Fieberträumen. Ich betete in wachen Momenten, dass wir den Seemannsfluch brechen würden, bevor das Fieber uns dahinraffte. Ich hatte eine seltene Medizin gegen das Wechselfieber für teures Geld besorgen lassen, doch wagte ich es nicht, sie einzusetzen, bevor ich nicht sicher sein konnte, dass wir dem Harten Schanker ein Schnippchen geschlagen hatten. Die Faustregel einen Tag gut, einen Tag schlecht kann man auch auf Wechselfieber anwenden, wenn man halbwegs gesund in die Krankheit geht, so wie ich. Bei meinem kleinen Spatz war die Krankheit an Fiebertagen die Hölle und den anderen Tagen ein langsames Dahinsiechen. War sie eh immer schon ein blasses Geschöpf, so brachte ihr meine Medizin nur noch mehr Leid. Ihr Körper war nun gänzlich abgemagert und ihre Knochen schienen nur noch von ihrer Haut zusammengehalten zu werden. Ein Jammer, aber die andere Wahl wäre schrecklicher und bei weitem unerträglicher gewesen. Ich gab ihr von der teuren Medizin, aber es war zu spät, sie schlug nicht an. Sie konnte nichts mehr bei sich behalten. Sie starb neben mir, als ich im Fieber lag. Im Fieber hörte ich noch ihre wunderbare Stimme, doch als ich aufwachte, blickte ich in das entsetzte Gesicht des Todes. Ich werde mir das nie verzeihen, dass ich nicht mehr unternommen hatte. Hätte ich sie retten können, wenn ich dem Hurenwirt besser unter Kontrolle gehabt hätte? Die Behandlung des Seemannsfluches mit Wechselfieber ist zum Nachmachen denkbar ungeeignet und empfiehlt sich genauso wenig wie das geben von Blut. Die Chance zu überleben ist ungefähr Hippe Kippe, wenn man versucht den Sukkubus mit einem ausgewachsenen Dämon auszutreiben. Wenn du zu einer Hure ins Bett steigst, wird am Ende nur Einer aufstehen und den Raum verlassen. Aber Selbstmitleid bringt meiner Rache keine Genugtuung. Ich arbeitete hart, wurde schließlich Arzt und löste alle meine Gefallen ein und zahlte alles zurück, was ich ihm schuldete. Er ließ mich ziehen ohne mit der Wimper zu zucken und ohne Widerrede. Er wusste, dass ich ihm das mit dem Sperling nach trug und ich wusste, dass meine Schuld eigentlich noch nicht beglichen war. Egal, wie viel Gold ich ihm eingebracht hatte oder ich ihm in seinen gierigen Rachen zurück stopfte, es würde nie genug sein. An dem Tag an dem ich Mudea endlich verließ, begann das Klingeln in meinen Ohren. Die Kuppel der Alchemisten Akademie in meinem Rücken ging ich der Stadt meiner Kindheit entgegen. Erst ganz leise und umso weiter ich Mudea hinter mir ließ und so lauter und nervtötender wurde das Geräusch. Und das Klingeln in meinen Ohren war mein stetiger Begleiter und immer wenn ich dachte, ich hätte ihn abgeschüttelt, dann riss er mich wieder aus dem Schlaf. Auf dem Weg hatte ich ein Ereignis, was ich irgendwie nicht vergessen konnte und es fällt mir schwer es aufs Papier zu bringen, weil ich es nicht ganz in Worte fassen kann. Weil es nur ein Gefühl war. Kein bestimmtes, aber da war irgendwas, als ich in einer Nacht allein im Wald übernachten musste. Mein Feuer war schon lange herunter gebrannt und das Pfeifen zwischen meine Ohren hatte mir erst meine süßen Träume vertrieben und dann den Schlaf geraubt. Im Rauch meines Feuers stand ein Mädchen. Vielmehr eine junge Frau. Sie war keinesfalls älter als ich, aber auch nicht jünger. Ihre Haare waren wie aus Feuer und obwohl es stockdunkel war im Wald, schien eine Art leuchten von ihr auszugehen. Sie schritt barfuß über die Glut und berührte mein Herz und es war mir so, als würde es in diesem Moment das erste Mal richtig schlagen. Ich fühlte mich das erste Mal in meinem Leben richtig, geborgen und daheim. Ich fühlte mich das erste Mal in meinem Leben vollständig und als ein Stück eines großen Ganzen. Ich konnte durch die Berührung ihrerseits ihren Herzschlag in dem meinen spüren. Und ich erkannte, dass es gut war. Du denkst wahrscheinlich, dass mein Verstand nun auf Wanderschaft gegangen war. Ich war hellwach und mein Verstand war nie klarer gewesen, sogar das Pfeifen zwischen meinen Ohren verklang für diesen Moment. Ich versuchte nach ihrer Hand zu greifen, doch in dem Moment, als ich dachte, dass ich sie berührt haben müsste, verpuffte sie im Rauch und das Pfeifen kehrte langsam wieder zurück, als wäre nichts gewesen. Am nächsten Morgen erwachte ich mit der Fresse im Dreck und ich dachte zunächst, ich hätte einfach nur geträumt, doch als ich ein Brandloch in meinem Hemd entdeckte, rieb ich mir instinktiv über die Brust. Die Brandblase auf meiner Brust zerplatzte und die Schmerzen waren unbeschreiblich. Die Haut, die ich mir dann von meiner Brust entfernte, sah aus, wie ein Fingerabdruck und als ich ihn mit dem meinem verglich, traf mich fast der Schlag. Es war mein Fingerabdruck nur ein wenig kleiner. Der Wahnsinn hat mich wieder, so wie in den Fieberträumen. Ich nahm meine Medizin und marschierte weiter. Raus aus dem Wald und weg von der geheimnisvollen Frau. Ich kannte sie nicht, doch vermisse ich sie mehr, als ich dich je vermisst habe oder wie ich meinen Sohn je vermissen würde. Die Wunde in meinem Herzen, die mir der kleine Spatz hinterlassen hatte, schien nun verheilt zu sein. Natürlich vermisse ich die Liebe meines Lebens nachwievor und nur der Trost, dass ich eines Tages sterben werde, rettet mir jeden Tag das Leben. Jeder Tag bringt mich meine Hoffnung einen Schritt näher an den Tag an dem ich meinen kleinen Spatz wieder sehen werde. Dennoch schieße ich immer noch auf jede Dohle, die mir vor die Zwille kommt. Aber mit der geheimnisvollen Frau verhält es sich irgendwie anders. Sie ist mir im Traum erschienen. Einmal. Egal, wieviel und wie lange ich schlafe, sie kam seither nicht wieder in meine Träume gestolpert. Dennoch hinterließ sie Spuren. Diese geheimnisvolle Frau werde ich wohl nie wieder sehen. Doch sie hatte mir einen Teil meines Leidens genommen und mein Herz geheilt und dafür bin ich ihr unendlich dankbar. Um so weiter ich mich von dem Wald entfernte, um so mehr festigt sich in mir die Gewissheit, dass sie ein Teil von mir ist und das ich ein Stück von ihr tief in meinem Herzen mit mir trage. Was auch immer das bedeuten mag. Die Türme von Parei lagen endlich vor mir, ich konnte die salzige Seeluft riechen und die Freiheit war zum Greifen nah. Mir stand alles offen und vor mir lag die uns bekannte Welt. Es war mir, als müsste ich nur danach greifen und das Glück wäre meins.' Die letzten Worte des ehrenwerten Dr. Nikodemus Golz lesen Sie schon bald in der nächsten Ausgabe... |
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SchuldeingeständnisDer Angeklagte im Mordfall unseres ehrenwerten Doktor Nikodemus Golz konnte sich des Nächtens aus der Haft befreien. Wie, konnte bisher nicht geklärt werden. Doch war die Flucht nicht sein Ziel. Er sprang ohne zu zögern in das eiskalte Hafenwasser. Sein Freitod ist im Auge des Betrachters ein klares Schuldeingeständnis. Auch die umgehende Bergung des Freischwimmers und die Verwendung eines mächtigen Trankes sowie darauffolgender Widerbelebungsmaßnahmen, die rein körperlicher Natur waren und keinesfalls magisch, kam der Angeklagte nicht wieder zu Bewusstsein. Der Angeklagte hinterließ vier Briefe, in einem stand sein Geständnis. Der Redaktion verriet der erschütterte Kapitän Eik Skylarson, dass er einen 24 Gold teuren Trank in den Rachen des Angeklagten geschüttet hat, um sein Leben zu retten. Nichts half! Nach dem Verscheiden, öffnete er hastig einen Brief, der für das Hohe Gericht bestimmt war, um zu erfahren: WARUM? Für die Verletzung des Briefgeheimnisses an dieser Stelle wird er sich selbstverständlich zu verantworten wissen. Orakelspruch der Woche Rirarum - Der Tod geht um! |
Böse Zungen behaupten Nach dem Hörensagen macht ein düsteres Gerücht die Runde. Der gemeine Blutschink soll im Kriegsgebiet sein Unwesen treiben. Im Hafengebiet wird er auch der Buckelbär genannt. Er ist obenrum wie ein zotteliger Bär, aber untenrum scheint er ein mit Blut beschmierter Mensch zu sein. Dieses Ding kann man nicht mit dem Ho'Uht verwechseln, dieses ist bis auf den Schlund vollständig behaart und seine Zähne und Krallen leuchten im Dunkeln. Trotz dessen dass, wer einen von beiden zu Gesicht bekommt, wird uns nicht mehr davon erzählen können. Ob der Blutschink unser Mordbube ist, oder ob er mit dem Ho'Uht gemeinsame Sache macht, konnte bisher nicht ergründet werden. Möge Lunars Licht unsere Wege erhellen und unser Leben verschonen vor den Reißzähnen dieser Ungetüme. Ein weiterer Schicksalsschlag Ruben Buchsenschinkel ist tot. Nachdem er die Feuchte Vettl tot in ihrer Kiste fand, war der sonst so fröhliche Ruben Buchsenschinkel mehr als verstört. Er sprach kein Wort mehr mit niemanden und dann verschwand er in der letzten Vollmondnacht alleine im Wald. Am nächsten Tag fand man seine grausam zerstückelte und mittlerweile gefrorene Leiche neben einem verdorrten Busch, der aufgrund der winterlichen Verhältnisse keine Blätter mehr trug! Da unsere Ermittlerkreise sich mehr um den Busch sorgten, als um den armen Ruben Buchsenschinkel, wollen wir an dieser Stell von weiteren Untersuchungsberichten unserer offensichtlich leicht zerstreuten Amtsermittler den größtmöglichen Abstand wahren und ermitteln nun auf eigene Faust! |
Der Primat berichtet weiter ungezwungen, unerschütterlich, unabhängig und unbestechlich über die Geschehnisse auf Primum. Wir lesen uns in der Tertium Ausgabe |
Sonderausgabe zu den aktuellen Vorfällen | Ausgabe Primum im Jahr 5 des Wettstreits |
Bericht zu GerichtDie Anhänger und Verehrer des ehrenwerten Weisen Dr. Nikodemus Golz müssen allen Anschein nach noch länger auf ein Urteil warten, wie seitens des Hohen Gerichtes vorangekündigt wurde. Die Anklage zeigt sich allzeit bereit und siegessicher. Seitens der Anklage wurde nur die schlampige Ablage des Hohen Gerichtes stark kritisiert. Dann scheint noch nicht klar zu sein, ob es sich bei der Gerichtsbarkeit nun um ein Triumvirat handelt oder um einen Einzelvorsitz. Die ersten Zeugenaussagen wurden durch lästige Zwischenrufe und durch den gesunden Schlaf und das laute Schnarchen der Verteidigung unterbrochen. Die Verteidigung stützt sich vor allem auf die angebliche Feuchtigkeit des Bodens in der Feuchten Hütte. Aber eines ist gewiss, alles mag feucht sein in der Feuchten Hütte, nur der Boden ist stets sauber und trocken. Da legt die Familie Flötzinger größten Wert drauf, dass der nagelneue Dielenboden immer schön sauber und trocken gehalten wird. Es wäre ja nicht auszudenken, wenn einer der Gäste ausrutschen würde. 'Feucht ist hier nur der Inhalt der Gläser und die Huren meiner Frau!' rief Ignaz Flötzinger laut, als er von den Vorwürfen hörte. Abschließend scheint der Angeklagte an Gedächtnisschwund zu leiden. Nur gibt es auf Primum keinen Doktor mehr, der sich um den Geisteszustand des unwissenden Angeklagten kümmern könnte. Geschickt eingefädelt kann man nur sagen. Die Redaktion wünscht noch einen guten Schlaf, Herr Verteidiger. |
Verlautbarung seitens der Redaktion Aus Gründen der Sicherheit für Leib und Leben kann die Redaktion des Primaten die Identität seiner Mitarbeiter bis auf Weiteres nicht preisgeben. Gerne geben wir eine schriftliche Zeugenaussage zum Verbleib des Tagesbuches des verstorbenen Dr. Nikodemus Golz ab. Einer unserer Mitarbeiter hat das Tagebuch des zu dem Zeitpunkt gerade verstorbenen ehrenwerten Dr. Nikodemus Golz nach der Abreise der Gäste der Feuchten Hütte unter dem Bett des Verstorbenen gefunden. Der Zustand des Tagebuches war zu diesem Zeitpunkt grauenerregend. Durch Wasser und Blutflecken waren Teile des Textes stark entstellt. Ratten hatten sich über einige Seiten hergemacht und sind für die Nachwelt leider unwiderruflich verloren. Wie in den aktuellen Auszügen zu lesen, scheinen gezielt Wörter durch Blutflecken unkenntlich gemacht worden zu sein. Seitens der Redaktion wurde von allen erhaltenen Textstellen eine beglaubigte Abschrift gefertigt, die den Epistemen zur Verfügung gestellt wurde. Eine weitere Abschrift verblieb in der Redaktion unter Verschluss. Das Original wurde kurz vor dem Kriegszug nach Secundum entwendet und ist seither nicht wieder aufgetaucht. Hochachtungsvoll bitten wir um Verständnis für unsere Zurückhaltung und berufen uns auf die Pressefreiheit. Die Nachwelt hat ein Recht auf die Worte des Dr. Nikodemus Golz. Die Redaktion des Primaten - erste Primumer Zeitung -unbestechlich und unabhängig- |
Der achte Auszug aus dem Tagebuch des ehrenwerten Dr. Nikodemus Golz Einzig und allein für die Leser des Primaten der achte und leider wieder unvollständige Teil aus dem Tagebuch des gewaltsam aus dem Leben gerissenen Dr. Nikodemus Golz. Auch er war nur ein Mensch, der eine große Liebe verdient hätte. Möge er in Frieden ruhen und möge das Licht Lunars unser Leben erhellen! 'Der Seegang ist heute sehr heftig. Dieses Ferkel hat mir über die Schuhe gekotzt und dieser Schiffsjunge Hans hat mir mit seiner dilettantischen Putzaktion nicht nur meine Schuhe ruiniert sondern auch Wasser über meine Kladde geschüttet. Ich versuche eben die geschriebenen Worte zu trocknen, in der Hoffnung ich müsse nicht wieder von vorne beginnen. Dabei fielen mir einige Notizen des Betbruders von der Grötzenhuberin in die Hände. Die ich scheinbar gleich abgeschrieben habe. Das ist eines der Dinge, die niemand über mich weiß. Es ist so eine Art Zwangshandlung, die mich immer befällt, wenn mir Papiere in die Hände fallen, die mir nicht gehören. Ich fange dann gedankenlos an sie zwanghaft abschreiben zu müssen, ohne jedoch den Inhalt zu verstehen. Erst später wenn ich sie in meiner Kladde wieder finde, da fällt mir zuweilen auf, was für einen Unsinn ich in die hinteren Seiten geschrieben habe. Manchmal schreibe ich es genau in der Handschrift ab, die ich vor Augen habe. Wenn man länger darüber nachdenkt, wäre ich bestimmt ein guter Fälscher geworden, wenn ich nicht ein verdammt guter Alchemist und Doktor geworden wäre, hätte ich mir damit bestimmt ein unrühmliches Leben als Urkundenfälscher aufbauen können. Unrühmlicher, als das Leben, das ich bereits habe… Ich hoffe inständig, das mir die Seiten reichen, um meine Geschichte zu erzählen. Wenn der Betbruder weiter sein Faszikel liegen lässt, dann ist meine Kladde mit diesem Götterkram voll. Denn der Glaube Lunars ist nicht das Einzige was den Geist des kranken Bruders zu interessieren schien. Nun kotzt der Hans in den Putzeimer. Ich glaube ich ziehe es vor, mich in meine Kajüte zu verziehen und später weiterzuschreiben. Dass dieser Hans noch nicht an seiner Tollpatschigkeit verreckt ist, ist mir ein absolutes Rätsel. Er macht mir mehr Arbeit, wenn er versucht seine Arbeit zu machen, weil er sich schon so oft selbst verletzt hat dabei. Es ist wirklich unglaublich, aber er überlebt sogar den Sturz aus dem Krähennest, weil er mit dem Fuß in der Takelage hängen bleibt. Wenn er gerade nicht versucht sich aus Versehen selbst zu töten, ist dieser Hans recht hilfsbereit, gar nicht so dumm wie er manchmal tut und ich habe ihn schon mal gegen den Harten Schanker geimpft. Man weiß ja nie. Auch wenn ich nicht daran glaube, scheint der Bub einen gewaltigen Schutzengel zu haben. Was ich allerdings beobachten musste ist, dass er dieses Schwein sogar mit in seine Hängematte nimmt, das finde ich sehr bedenklich. Dieser tollpatschige Schiffsjunge war auf Secundum angeblich mit dem schwarzen Schwamm in Berührung gekommen. Du kannst dich doch bestimmt erinnern, der Schwamm der uns ein Beiboot kostete und ein paar brave Männer der Albatros mit sich in den schwarzen Tod riss. Bisher hab ich ihm aber darüber nur wenig Verwertbares aus der Nase ziehen können. Dieser andere Schiffsjunge namens Greta, ja es ist ein Mädchen, ist angeblich die Schwester von Hans. Die Kleine erinnert mich ein Bisschen an mich, als ich noch jünger war. Sie ist sehr neugierig und sie ist sehr geschickt, nur dass sie bisher eher in die eigene Tasche gewirtschaftet hat. Gerüchte zufolge soll sie es geschafft haben einem Phönix einen magischen Kompass zu klauen. Dafür wurde sie mit Wissen bestraft. Sie musste bei den Epistemen in der Bibliothek ein ganzes Jahr Bücher lesen. Unglaublich, sie muss mir unbedingt erzählen, wie sie das geschafft hat. Ich würde alles dafür geben, einmal in dieser Bibliothek ein wenig zu schmökern und dann brauch ich nur noch genug Zeit um alles zu lesen. Kapitän Eik hat mir seinen ganzen Papierkram aufs Aug gedrückt und ich versuche den Papierkram wiederum an die kleine Greta abzuwälzen. Mal sehen, ob ich sie auch noch überreden kann, als Versuchsperson für mein Heilmittel zu fungieren. Ich bin reichlich abgeschwiffen, mir ist mittlerweile auch schon schlecht. Ich werde doch nicht auch noch seekrank werden. Das Interessante an den beiden Schiffsjungen ist ja, dass sie beide ein völlig identisches Muttermal am Hals haben. Das Mal hat die Form eines zweiblättrigen Kleeblattes. Sehr praktisch, wenn wir auch so ein Muttermal hätten, was beweisen würde, dass wir verwandt sind, obgleich wir uns wesentlich ähnlicher sind, als die beiden. Ich denke mal, dass sie verschiedene Väter haben. Eines der dümmsten Sprichwörter heißt ja, das Muttermal hatte deine Mutter mal… Ich schreibe morgen weiter. Morgen ist auch noch ein Tag auf der Reise nach Primum. Geliebter Bruder, von Wort zu Wort fällt es mir leichter darüber zu schreiben. Und um so mehr ich aufs Papier bringe, um so besser fühle ich mich. Ich hätte nie gedacht, dass Geschriebenes so heilsam sein kann. Ein neuer Tag auf See, der Sturm hat sich verzogen und die See ist wieder ruhig. So als wäre nichts gewesen. Die Luft ist herrlich und wenn ich übers Wasser blicke, kann ich am Horizont ein paar Felsen erblicken. Wir holen die letzten Passagiere ab und dann geht es über den Ozean. Der Kapitän hat mir schon so viel von Ihnen erzählt. Kapitän Grace und ihre Crew. Die sollen sogar einen eigenen Klabautermann haben. Das glaube ich allerdings erst wenn ich ihn sehe. Es wird wohl eng werden in der Offiziersmesse. Die muss ich mir dann wohl nicht nur mit dem ersten Maat und dem verschrobenen Küper teilen. Einer ist merkwürdiger als der andere. Mein Glück ist nachwievor, dass der Kapitän die Schichten so eingeteilt hat, dass der erste Maat seit meinem Dienstantritt die Nachtschichten an Deck hat und ich nachts immer alleine in der Messe sitzen kann. Dieser Hans-Peter Mies kann mich ums Verrecken nicht ausstehen und ich habe keine Ahnung wieso. Ich habe ihm doch tatsächlich nichts getan, außer dass ich mich namentlich bei ihm vorgestellt habe. Loyal ist er, wenn auch immer schlecht gelaunt, aber seine Abneigung gegenüber mir ist mir ein wahres Rätsel. Erinnere mich daran, dass ich über den Küper noch etwas zu sagen habe. Die Sache mit den Kisten und den Zahlen und den Laderäumen machen einfach keinen Sinn. Und das mit den Ladelisten. Egal ich bin kein Buchhalter. Da soll sich die Grötzenhuberin mit rum schlagen. Vielleicht gebe ich ihr einen Wink.' Anmerkung der Redaktion: Leider sind Teile des Tagebuches unwiderruflich, durch Blutflecken scheinbar gezielt an wichtigen Stellen angebracht, zerstört worden und konnten von unserer Seite leider nicht wieder hergestellt werden. Dafür möchten wir wieder einen weiteren Teil des Tagebuches unseres verehrten Dr. Nikodemus Golz veröffentlichen. 'Ich schreibe lieber die Geschichte weiter, wo war ich denn gestern stehen geblieben, als dieses dumme Schwein mir auf die Schuhe gekotzt hat. Ich laufe seit gestern Abend im Übrigen barfuß über die Planken, das ist tatsächlich besser, als mit jeglichem Schuhwerk. Nach den Eskapaden mit der edlen Dame und der Gewissheit, dass mein Blut weitergetragen werden würde, hatte ich eigentlich vor mich von dem Weibsvolk fernzuhalten, die verdrehten mir nur den Kopf. Mein Studium hatte eigentlich Priorität und ich hatte es eh schon viel zu sehr schleifen lassen in letzter Zeit. Mein Vorhaben gestaltete sich ziemlich schwierig, wenn die meisten meiner Patienten entweder Huren waren oder hysterische Damen von Stand. Man könnte meinen, dass man unter so viel Freizügigkeit abstumpfen würde. Ich bin mir nicht sicher ob es einen falschen Eindruck hinterlässt, wenn ich zugebe, dass ich mich vor Angeboten kaum retten kann, aber wirklich die Lust verliere den Verlockungen nachzukommen. Aber manchmal kann auch ich nicht anders. Aber wenn ich jetzt darüber nachdenke, habe ich nicht oft genug nein gesagt und irgendwie kam ich mir zuweilen ganz schön benutzt vor. Andere hätten sich über die Angebote gefreut, aber ich wusste in welchem Sumpf die meisten steckten oder welche Bürde sie damit eigentlich verdrängen wollten und ich und mein Schwanz waren oft nur Mittel zum Zweck. Aber selbst bei mir kam es zuweilen mal vor, dass das Fleisch schwach wurde und so hatte ich meine Augen auf eine junge Dame geworfen, die in der tanzenden Dohle zunächst als Sängerin anfing. So ist doch das, was du begehrst, das, was du täglich siehst. Und ich sah sie gerne an. Sie war ein kleines ätherisches Wesen und sie war so unschuldig, dass man eigentlich schon für einen lüsternen Blick hätte bezahlen müssen. Wenn sie sang, dann schmolzen Reihenweise die Männer dahin, doch sie hatte bisher keinen Freier gehabt und war tatsächlich noch unschuldig. Sie wurde immer als der kleine Sperling angekündigt, doch ich nannte sie immer kleiner Spatz, weil sie auch genau so aß. Sie war ein schüchternes Ding, aber sie war auch noch ziemlich jung. Ich sollte erst sehr viel später erfahren, welcher Schicksalsschlag sie in diese Lage gebracht hatte. Mein Gönner brachte sie eines Tages zu mir, ich solle sie untersuchen, ob mit ihr alles in Ordnung sei. Ich klärte sie über die Arbeit der Damen auf und gab ihr ein paar Tropfen, damit sie etwas lockerer wurde. Und selbst die Tropfen halfen nicht, sie war so schüchtern und unbedarft und mein Gönner wurde schon ungeduldig, weil die Untersuchung so lange dauerte. Ich versuchte ihr näher zu veranschaulichen, was sie künftig zu tun hatte, doch sie erkannte das Unrecht, das man ihr bald antun würde. Ihr Vater habe sie für ein Schwein verkauft, damit er ihre Geschwister über den Winter bringen konnte. Aber was nutzt ein Schwein, das nicht mal gemolken werden kann. Sie redete nicht viel, aber das, was sie sagte, war gar nicht mal so dumm. Und ihre Stimme war wie Honig, sie floß einem ins Ohr und man war einfach hin und weg. Und selbst wenn sie einfach nur Zahlen aufsagte, regte sich etwas in meiner Hose. Es war sehr unprofessionell, aber was das angeht war ich auch nur ein Mann. Und obwohl sie noch jungfräulich war, gab der Handlanger von meinem Gönner nur ein kleines Schwein für sie. Das war bitter, aber nicht zu ändern. Zum Glück hat wenigstens der schmierige Hurenwirt sie nicht angerührt. Ich muss ihm doch noch mehr auf die Finger schauen. Nach meiner Beratung wurde sie leicht hysterisch und ich sah schon, das ich heute noch meine Anstellung verlieren würde, wenn ich sie nicht wenigstens untersuchen durfte. Ich gab ihr ein paar Beruhigungstropfen und legte Hand an sie. Alles an ihr war zierlich und ihr Allerheiligstes war einfach nur unbeschreiblich schön. Mein goldenes Händchen hin oder her, ich hatte sie kaum berührt und ich schwöre, dass ich nicht mit dem Finger und auch nicht mit einem meiner Instrumente in sie eindrang. Ich hatte sie nur oberflächlich abgetastet und dann war es schon um sie geschehen. Aus ihrem Mund purzelte ein kleiner niedlicher Stöhner und dann… Sie war so unendlich empfindsam, dass sie mir ins Gesicht spritzte, noch bevor ich einen genaueren Blick riskieren konnte. Ihr war es unendlich peinlich und ich musste mir wirklich mein Grinsen mit ihrem Saft aus dem Gesicht wischen. Das war mir ja noch nie passiert. Also mir schon, als der, der spritzt, aber von einer Frau? Nie und nimmer. Ich hatte davon gelesen und die Huren hatten mir davon erzählt, aber gesehen hatte ich es noch nie. Vielleicht hatte sie ja auch einen Blasensprung oder etwas anderes. Ich untersuchte sie weiter und da schon wieder, der kleine Stöhner und diesmal bekam ich es direkt ins Auge. Da musste sogar sie lachen. Ich Idiot habe meine Brille und meinen Mundschutz nach dem ersten Mal abgelegt. Und eines muss ich noch loswerden. Sie schmeckte köstlich. Zumindest war ihr Geschlechtsorgan mehr als betriebstüchtig. Das kam bei Frauen wirklich äußerst selten vor und bei einem so jungen Ding, war es schier unmöglich. Ich nahm eine Probe und später stellte ich fest, dass es definitiv kein Urin war. Da hatte ich ja nochmal Schwein gehabt. Meinem Gönner erzählte ich nichts davon und ich hoffte, er würde es hoffentlich auch nicht herausfinden. Sonst würde er sie auf der Straße zur Schau stellen. Ich sagte ihr, dass mit ihr alles mehr als in Ordnung sei, dass sie sich für nichts schämen müsste, dass sie aber mit niemanden außer mir darüber reden durfte. Ich erstattete meinen gekürzten Bericht und mein Gönner war zufrieden, dass er die Katze nicht im Sack gekauft hatte. Er war manchmal tatsächlich ziemlich leicht zufrieden zu stellen. In dieser Nacht nahm mein Gönner sie mit in seine Kemenate. Und die Huren sagten: ’Heute Nacht würde die Dohle wieder schreien!’ Und als ich ihre jämmerlichen Schreie hörte, brach mein Herz endgültig in zwei. Die Huren kannten das Spiel länger als ich und schließlich war jede von ihnen schon einmal in seiner Kemenate gewesen. Sie wussten alle was dort geschehen würde, ich sollte es erst am nächsten Morgen herausfinden. Da war sie wieder bei mir. Sie konnte kaum laufen. Sie hatte Schmerzen und sie war am Boden zerstört. In dieser Nacht war etwas Unschuldiges in ihr zerbrochen, was kein Arzt der uns bekannten Welt je wieder hätte heilen können. Er hatte sie nicht auf die herkömmliche Weise genommen, weil er ihre Jungfräulichkeit an den Meistbietenden verkaufen wollte und ich sollte ihre Jungfräulichkeit bei der Versteigerung bestätigen. Er hatte das getan, was die feinen Herren auch mit den Knabenschlampen taten und diese Verletzungen waren bei weitem schmerzhafter, vor allem wenn man so verkrampft war, wie der kleine Sperling. Ich peppelte den kleinen Vogel wieder auf und musste sie wieder auf die Piste schicken. Ihr Gesang war zu einem jämmerlichen Krächzen geworden, wer weiß was er sonst noch mit ihr getrieben hatte. Der Tag der Versteigerung war gekommen, also gab ich ihr etwas zur Beruhigung und ich genehmigte mir einen zu viel, weil ich es kaum mit ansehen konnte, wie diese perversen Geldsäcke um sie herum scharwenzeln. Ihre Seele war für diese eine Nacht mehr wert, als meine Ausbildung je kosten würde. Ich betete zu Lunar, dass sie diese Nacht überstehen würde. Nur als man sie wieder brachte, war der kleine Singvogel innerlich gestorben und in ihrem Körper wohnte nur noch der Schmerz. Ich musste stundenlang um ihr Leben ringen. Sie hatten sie geschlagen und sie wurde von mehreren Männern derart hergenommen, dass sie mir auf meinem Tisch beinahe verblutet wäre. Ich wusste mir nicht mehr anders zu helfen, also gab ich ihr von meinem Blute. Eine eher umstrittene Maßnahme, aber mein Blut scheint anscheinend sehr kompatibel zu sein. Ich hab das nicht oft gemacht. Nur in der Not und wenn mir der Patient sehr am Herzen lag. Es ist sehr riskant sowas zu tun, die Ansteckungsgefahr ist enorm hoch und der Spender wie der Empfänger können dabei sterben. Sie laugte mich nahezu aus und ich brauchte Tage um mich wieder zu erholen. Die Damen brachten uns frisches Obst und Gemüsesuppe und wir brachten den Sperling wieder auf die Beine. Sie brauchte zwar Wochen, um ohne Schmerzen Wasser zu lassen. Die Wunden verheilten und die blauen Flecken verblassten. Der Sperling saß nun wieder auf dem Tresen, doch sie sang nicht mehr. Sie redete auch nicht mehr. Sie hatte nie viel geredet, aber jetzt gab sie nicht mal mehr Geräusche von sich. Das Schlimmste war, dass ich ihre glockenhelle Stimme vermisste, weil sie auch mit mir nicht mehr redete. Eigentlich gab sie kaum mehr Regungen von sich. Sie ging mit jedem mit, der auch nur ein Kupfer für sie hatte. Ihr Blick war starr und leer und ihr Kopf war gesenkt und ihr Schultern hingen traurig herab. Und so wie ihre Arme schwer waren, war mir mein Herz schwer, wenn ich sie anblickte. Ich war unendlich wütend auf meinen Gönner, doch er hatte sein Geschäft damit gemacht und verschwand eine Zeit. Er konnte es wahrscheinlich selber nicht ertragen, dass der kleine Sperling nie wieder singen würde. Singen war die eine Sache, aber sie würde nie fliegen lernen. Sie würde nie über den Tellerrand hinaus kommen und in die Freiheit blicken. Das Einzige was sie noch tun konnte, tat sie. Manchmal stand sie irgendwo im Gang, alleine und erschreckte sich, obwohl es meistens keinen Grund dazu gab. Die Huren erzählten sich, dass es so ist, wenn man den Dohleschall hört.' Fortsetzung folgt in der regulären Primum Ausgabe... |
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Tödliche RauftageHumbrecht Hunzenschwill wurde tot aufgefunden. Aus Ermittlerkreisen erfuhren wir, dass Humbrecht Hunzenschwill eine ernstzunehmende Zeugenaussage nicht mehr abgeben konnte. Auch die Feuchte Vettl ist im alten Jahr geblieben. Möge sie in Frieden ruhen. Wir senden unser aufrichtiges Beileid über das große Wasser zum Etablissement 'Das goldene Seerohr', dass der Feuchten Hütte die Feuchte Vettl im Austausch überließ. Orakelspruch der Woche Dreh dich nicht um, die Angst geht um. |
Gerüchte machen sich breit Die äußerst blutigen Morde der letzten Wochen brachten das Handelskontor dazu Knoblauch, Fischernetze und Holzpflöcke zum Spottpreis anzubieten. Nun machen sich die Gerüchte breit, es könne sich um einen Sturmreiter handeln. Die Einheimischen aus dem Gebiet der Urkraft kennen dieses rachsüchtigen Geist bereits vom Wettstreit auf der zweiten Insel. Scheinbar werden wir nun auch von diesem Menschenfresser heimgesucht. Es empfiehlt sich immer einen Topf mit heißem Talk auf dem Feuer zu lassen, für den Fall der Fälle. Wir hoffen wir lesen uns alle in der nächsten Ausgabe. |
Der Primat berichtet weiter ungezwungen, unabhängig und unbestechlich über die Geschehnisse auf Primum. Wir lesen uns in der Secundum Ausgabe |