Aufruf und Ladung Hiermit verkündigt der Phönix des Südens für alle zu lesen und alle zu wissen es...
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Auf der ersten Insel - Primum - lebt das Volk der Uth.
Es handelt sich um ein primitives Steinvolk. Die Uth haben eine sehr einfache aber logische Sprache.
Lesen und Schreiben können die Uth jedoch nicht.
Geschichten sind für ihre Welt ein wichtiger Bestandteil und werden nur mündlich überliefert. Alle 1000 Jahre, wenn der Wettstreit beginnt, werden die Geschichten von den Epistemen zusammengetragen und für die Nachwelt aufgeschrieben.
Die Episteme haben der Lautsprache der Uth eine Schrift gegeben und versuchen seither die Wörter und Silben der Uth zu übersetzen.
Weiterlesen....
Geliebte Niniane,
es ist nun einige Wochen her, dass ich dem Gesandten des Geistes gefolgt bin. Die Fahrt über die stürmischen Meere war anstrengend und voller Entbehrungen. Doch in mir brennt ein Feuer, ein Funke der sich entzündet hat, als sie von den Inseln der Macht sprachen. Von dem Gleichgewicht und der Ordnung. Du hast es gesehen, noch bevor ich es mir selbst eingestehen konnte. Du hast mich frei gegeben, diesem Ruf zu folgen und dafür liebe ich dich umso mehr.
Du solltest es sehen, das Lager der Ordnung. Lauter ehrbare Kämpen, die sich auf das gleiche Ziel eingeschworen haben. Die Insel für ihr Haus zu gewinnen. Ich wünschte, Du wärst mitgekommen. Hättest gesehen, wie ich als Sieger aus dem Turnier um den Ersten Streiter hervorgegangen bin. Mein Herz schmerzt, weil Du nicht bei mir bist. Weil wir auf dieser Insel nicht im gleichen Lager sein könnten, denn dein Herz ist wild – wild wie die Urkraft. Und trotzdem hast du mich gehen lassen und bist, für mich, zurück geblieben.
Hier strömt so viel auf mich ein, so viel neues. So viele Gleichgesinnte, die mir auf die Schulter geklopft und Essenzen gegeben haben, um zu zeigen, dass ich auf dem Weg zur Anerkennung durch den Aeon nicht allein sein werde. Ich gewinne hier auch für dich, für uns.
Meine Sehnsucht nach Dir ist so stark, dass mir mein Herz vorgespielt hat, Du wärst in der Stadt. Doch mein Verstand weiß, dass Du für mich zurück geblieben bist.
Ich werde wiederkommen, meine Liebe. Wiederkommen, weil Du mich hast gehen lassen. Wiederkommen, um Dich zu holen. Ich wüsste nicht, wie ich mich verändert hätte, wäre ich dem Ruf der Inseln nicht gefolgt. Es ist, als ob ich meine Bestimmung gefunden habe. Wir können hier, wenn der Kampf um die Insel gewonnen ist, ein neues, gemeinsames zu Hause finden. Zusammen hier glücklich sein. Oh, geliebte Niniane, ich bitte Dich, komm dann zu mir. Ich finde Stärke in dem Gedanken daran, dass wir hier eine neue Heimat finden werden.
Ich stelle mir dein strahlendes Gesicht vor, als ich alle Aufgaben des Aeon bestanden habe und ich von dem Haus als Erster Streiter ausgerufen wurde. Als ich die Waffe des Paladins aus dem Stein ziehen konnte. Ich denke, Du wärst stolz auf mich gewesen. Unser Lager war das Erste, dass seinen Streiter benennen konnte. Ich spüre die Macht des Aeon durch mich fließen. Ein erhabenes Gefühl.
Wenn die letzte Schlacht geschlagen, die letzten Siege einfahren sind, dann werde ich mit dem Schiff zurück kehren und Dich holen. Meine Geliebte, wie sehr wünscht sich mein Herz, dass du jetzt bei mir wärst. Die Lager werden zum letzten Kampf gerufen und als Paladin werde ich das Herr anführen. Ich werde für die Ordnung und für Dich kämpfen, auf das wir bald wieder vereint sind. Mein Herz gehört Dir – für immer.
Dein
Alaric
Paladin der Ordnung auf der Insel Primum
Geehrter Bewahrer
Ich möchte als offizieller Repräsentant meines Lagers, den Stein der mich ausweist habe ich Euch bei der Überreichung dieses Schriftstückes vorgeführt, ein Beschwerde einreichen. Auf dem Gebiete der Stadt treibt sich ein Gaukler herum der mit seiner Geige gar garstige Geschichten gesponnen hat. Jedes Wort dass er über mich und die Mannen meines Lagers in die Welt posaunt ist erstunken und erlogen. Nicht nur wir sondern auch unser Aeon ist erzürnt, nein geradezu in Rage das diesem verleumderischen treiben kein Einhalt geboten wird. Wir würden die Angelegenheit nur all zu gerne in unsere eigenen Hände nehmen, doch der Wicht versteckt sich, nicht ohne Häme, hinter dem Stadtfrieden. Den ihr und eure ehrwürdigen Brüder zu schützen gelobt haben. Wir verlangen dass ihm dieser Schutz entzogen wird und verleumderische Taten wie die seine auch als Verletzung des Stadtfriedens gewertet werden. Doch am Besten mag es sein, wenn ihr durch eure Gerichtsbarkeit diesem garstig geigendem Gegaukel ein Ende bereiten möget.
Hochachtungsvoll
Klinn Funklweber
Ich bin Episteme und ich sage, was ich weiß.
Liebe Brüder und Schwestern,
Zeit ist über die Inseln gezogen und der Tag, da sich die Nebel lichten um die fremden Besucher auf unseren Eilanden willkommen zu heißen rückt näher. Ich stehe immer noch zutiefst in eurer Schuld, mich mit dieser ehrenhaften Aufgabe zu Ehren des Geistes und der Weisheit beauftragt zu haben.
Mehrere Monate verbrachten zwei unserer Brüder und zwei unserer Schwestern zusammen mit mir auf Primum. Und wie es unsere Aufgabe war beobachteten wir die dort lebenden Menschen und sammelten Informationen über sie. Die Begleitung des Phoenix war wie sooft unnötig - dennoch sind wir zutiefst dankbar darüber. Wir konnten Dank der Weisheit, die in Vorsicht und Achtsamkeit liegt, ungesehen bleiben und unsere Aufgabe erfüllen. Von unseren Brüdern und Schwestern werdet ihr in Bälde weitere Berichte erhalten, zunächst jedoch mein Gesamteindruck zur Sprache der Uth, des auf Primus lebenden Volkes:
Ja, sie sind an uns gemessen primitiv. Und ja, sie haben dennoch eine Sprache. Krude, ungehobelte Laute, kantig und kurzsilbig. Unpräzise sind ihre Worte und vielfältig an Bedeutung. So ist es nur passend, dass das Volk sich selbst als Uth - in ihrer Sprache etwa Fels oder Stein - bezeichnet.
Doch nicht nur der Klang und der Inhalt der Worte sind von Wichtigkeit - um einen Uth zu verstehen muss man ihn sehen und ihre Kultur kennen lernen, denn oft sind eine Geste oder eine Bewegung notwendig, um die genaue Absicht seiner Aussage zu erkennen. Sie mögen sich untereinander jedenfalls sehr gut in dieser Form verständigen können.
Es ist fraglich, seit wann sich diese Sprache entwickelt hat und ob sie sich weiter entwickeln wird. Jedenfalls ist sie mit den uns bekannten Sprachen der Inseln des Geistes - abgesehen von Zufälligkeiten - wenn ich mir diese Bemerkung erlauben darf - nicht verwandt.
Aus dem Zusammenhang unserer Beobachtungen und wiederkehrender Sprachmuster bei gewissen Handlungen, war es uns möglich eine Übersicht einiger typischer sprachlicher Begriffe der Uth zu verfassen. Diese, sicher mehr als unvollständige Liste, liegt meinem Bericht bei, werte Brüder und Schwestern.
Jedoch bin ich der Meinung, insbesondere im Hinblick auf den Erlass des Phoenix für den anstehenden Wettkampf auf Primum, der Sprache der Uth keine weitere Bedeutung zukommen zu lassen. Das Studium ihrer Verständigung kann nur im Zusammenhang mit dem Studium ihrer Lebensweise und Kultur erfolgen, wohl am ehesten, wenn man bei oder mit ihnen leben würde. Dies ist uns jedoch, dem Geist sei Dank dafür, versagt worden.
Und so vernehmt meine Enumeracio:
Die Uth besitzen feste, wiederkehrende und gebräuchliche Laute, die verschiedenen Personen des Volkes gleichermaßen bekannt sind und verwendet werden, sodass gesagt werden kann, sie haben eine Sprache.
Die Sprache ist simpel aufgebaut jedoch nicht eindeutig was Bedeutung und Inhalt eines Wortes betrifft, sodass mit ein und dem selben Wort verschiedene Objekte oder Konzepte erklärt werden können. Disziplinen der Weisheit wie Philosophie, Debatten oder die Weitergabe von speziell differenziertem Wissen ist somit nicht möglich.
Um die Sprache in ihrer Gänze zu erfassen, zu verstehen und zu sprechen ist ein Studium von Lebensweise und Bräuchen der Uth über eine längere Zeit unter Einbindung von Interaktion notwendig. Da der Phoenix dies untersagt hat, ist dies hinfällig.
Die Aufgabe der Episteme ist die Mehrung des Wissens zu Ehren des Aspekts der Weisheit und des Ruhmes des Geistes um dem nächsten König zur Seite zu stehen.
Daraus resultiert meine Conclusio:
Das Erlernen der Sprache der Uth würde den Kontakt zu einem primitiven Volk erleichtern, dass eine Insel im frühen Entwicklungsstadium besiedelt. Zum jetzigen Zeitpunkt ist die weitere Isolation und Beobachtung von Primum, bis die Uth eine angemessene Stufe der Zivilisation erreicht haben, um mit ihnen in Kontakt zu treten, anzuraten.
Zudem kann aus ihrer Verständigung kein Wissen zu Ehren der Weisheit und der Mehrung des Ruhmes des Geistes gewonnen werden. Sofern dies ein Fehler ist, werden Geist und Weisheit uns mit dem Wissen segnen, unser Versäumnis nachzuholen.
Dies ist, was ich weiß.
Ich freue mich auf meine Rückkehr zu unseren Gestaden und die Gänge unserer Bibliotheken, Brüder und Schwestern. Gerne stehe ich euch dann zur Debatte über meinen Bericht, die Sprache der Uth und meine Notizen zur Verfügung.
Gegrüßt seien die Ehrwürdigen, denn ich bin ein Diener der Weisheit.
Ich bin Episteme und ich sagte, was ich weiß
Aht | Fisch (auch abschätzig oder Beleidigung, es ist nicht ehrenwert ein Fisch sein zu wollen, außer man ist ein Gott (Ahd) |
Ana | drei oder alt (eine weitere Bedeutung konnte nicht abschließen übersetzt werden) |
Ar | werden |
As | gehen, machen, tun |
At | Wasser |
Bae | Gut, Ja |
Bao | Spiel, Wettbewerb, Zeitvertreib |
Da | weiblich oder eins |
Do | Licht |
Dur | Dumm, |
Et | Zauber |
G(ü) | Ein Füllwort wie Äh oder Ähm |
He | da (Richtung) |
Ho | groß |
Id | Luft |
Ik | oben |
Iht | Vogel |
Kop | kalt |
Li (Il'Uth) | Gold (glänzender/lieblicher Stein) |
Lum | meins |
No | Feuer |
Pae | Schlecht, Nein |
Ra | Freund |
Ru | Verbrechen (wörtlich: geschehender Stein) |
Ta | zwei |
To | Kraft, Stark |
Tur | dunkel, böse (wörtlich; Hartes Ding angetan bekommen, ) |
Ud | unten oder Etwas (weiblich) |
Uht (Me'Ut) | Tier (wörtlich: kleiner Geist Ding) |
Ut | männlich, |
Uth | Ding, Steinvolk an sich, auch die Frauen, alles was aus Stein ist... |
Am Feuer einer Rotte Orks, gehört von einem Gefangenen der fliehen konnte wurde folgende Geschichte erzählt. Glücklicherweise unterhielten sich die dort versammelten Rotten in der Handelssprache da sie scheinbar selbst verschiedene Varianten der dunklen Sprache beherrschten:
Der Anführer, ein vernarbter riesiger Krieger in schwerer Rüstung riss den Schädel nach oben in dem er den scharf riechenden Schnaps bewahrte den die Ungetüme schon seit Stunden in sich hinein schütteten.
„Die Shatraug sagen wir können auf diesem Tok nicht sterben!“
Jubel brach aus und die Sicht des Berichterstatters wurde ab diesem Zeitpunkt vom umherspitzenden Blut seines Nebenmanns getrübt, dem ein Ork voller Übermut den Schädel mit dem Stiefel eingetreten hatte.
„Die Shatraug sagen eure schwächlichen Geister werden von den Dhgu zurück in ihre stinkenden Körper geschickt um immer wieder diesen Bag von einer Insel mit dem Blut des Feindes zu tränken und ...“
Erneuter Jubel, unterbrochen von würgenden Kotzgeräuschen einiger berauschter Orks lies den Rest der Information im Lärm untergehen.
„... keinen von Euch beschissenen Daguls! Wenn ich jetzt also einem vom Euch Snaga-Hai den hässlichen Schädel schlage...“
Mit einer brachialen Bewegung riss der große Ork seinen schweren Säbel aus dem Holzklotz in dem er steckte und hackte seinem Nebenork den Kopf von den Schultern.
„... kommt er zurück!“
Stille senkte sich über das Lager und alle Blicke richteten sich gespannt auf den langsam nach hinten kippenden kopflosen Körper. Sekundenlang geschah gar nichts und schließlich richteten sich die Blicke der versammelten Krieger auf den Anführer.
„SHATRAUG! BEWEG DEINEN FAULIGEN KADAVER HER UND ERKLÄR MIR WARUM DIESER USHTAR NICHT WIEDER AUFSTEHT!“
Wutentbrannt packte der große Ork eines der kleineren Biester und warf ihn geradezu in die Dunkelheit.
„Hol ihn her!“
Gemurre erklang unter den Kriegern und nur das hasserfüllte Geschrei des Anführers schien die Bestien davon abzuhalten ihren Anführer auf der Stelle anzugreifen. Aus der Dunkelheit schälte sich eine knorrig verdrehte Gestalt in dreckigen blutbeschmierten Roben heraus.
„WAS SOLL DIESE BAG? DU SAGTEST WIR KÖNNEN HIER NICHT STERBEN!“
Die Gestalt murmelte vor sich hin und ein scharfer stinkender Wind erhob sich und fuhr dem Anführer entgegen, packte ihn und warf in in das von der Luft angefachte Feuer hinein. Kreischend und brennend rollte die große Kriegskreatur auf dem trockenen Boden herum und verstummte erst Minuten später völlig. Der verkrüppelte Ork in den Roben eines Schamanen lächelte still vor sich hin. Schließlich setzte er sich in die Runde der verstummten Orks die ihm erfurchtsvoll Platz machten. Seine Klauenfinger deuteten auf einen weiteren großen Ork, welcher erschrocken zusammenzuckte.
„Du bist ab jetzt Brok dieser Rotte. Ich bin durstig“
Seine Stimme klang krächzend und alt. Sofort reichten die kleineren Orks ihm ihre Trinkschädel. Er suchte sich ruhig und genüsslich einen der Schädel aus und nahm einen tiefen Schluck.
„Es wird bald hell. Doch bevor das brennende Auge sich über diesen Wald erhebt, wird der Ushtar ohne Kopf und der nutzlose Braten dort drüben wieder an eurer Seite stehen. Es sei den ich bitte die Dhgu darum einen von ihnen im Reich der Asche zu behalten.“
Mit diesen Worten stand er auf und zeigte auf einen weiteren Krieger.
„Bring den Kopflosen in mein Zelt. Er soll in einem Körper mit Kopf aufwachen. Urulak aber lass ihn hier. Sein verbrannter Körper wird ihn daran erinnern, sich nicht mit den Gijak-Shatraug anzulegen...“
Es vergingen Stunden in denen sich die Orks still und ernsthaft betranken. Nur ab und an erklang hämisches Gelächter unter den Bestien, wenn sie auf den verkohlten Rest ihres Anführers blickten. Der Gefangene nutzte diese Zeit um seinen Fesseln zu lockern und im Morgengrauen zwischen seinen schlafenden Wächtern hindurch zum Rand des Waldes zu kriechen. Er drehte sich ein letztes Mal erschrocken um, als ein hysterischer nicht enden wollendes Geschrei voller Schmerz aus dem Lager der Orks erklang. Im düsteren Licht sah er einen großen verbrannten Körper wanken dessen Gebrüll plötzlich vom Triumpfgeschrei der Orkstreitmacht dort im Tal überschattet wurde.
An den Ufern des Flusses.
Wie lange währt dieser Spuk?
Habe ich noch nicht genug gelitten?
Selbst die mächtigsten Gipfel würden schmelzen spürten sie den Odem der auf mir lastet!
Mir entspringen Sturzbäche welche Städte hinfort reißen könnten!
Ich blicke über Flüsse und Länder, Wälder und Täler.
Dort läuft ein Greis an den Ufern eines Flusses. Er wandert hinauf und er wandert hinab.
Er wartet auf mich.
Seine Blicke suchen den Vogel dessen Schrei ihn gefangen hält.
Gefangen dort unten.
Trägt er meine Schuld auf seinen Schultern.
Und er wandert hinauf und er wandert hinab.
An den Ufern des Flusses.
Seine Blicke suchen mein Schiff, ihn zu befreien.
Aus der Gefangenschaft.
Gefangen dort unten.
Trägt er meine Schuld auf seinen Schultern
Und er wartet auf mich.
Und er wandert hinauf und er wandert hinab.
An den Ufern des Flusses.
Aus dem Tagebuch einer Putzfrau (teilweise von den Epistemen zensiert)
Der Aspekt der Liebe hat mich endlich erhört. Ich hab mich verliebt. Kurz bevor ich den Glauben an die wahre Liebe aufgeben wollte, hat es mich erwischt. Ich konnte es kaum glauben, dass ich mich noch einmal so verlieben könnte, aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. Alles in meinem Leben war so trist und leer, bis zu dem Moment, da ich meinen Traumprinzen durch ein Loch in der Zeltwand erblickt habe. Seit dem sehe ich ihn mir jeden Tag an und ich verzehre mich an ihm. Jede Nacht.
Und egal was die Widrigkeiten des Lebens so für mich auf Lager haben, es ist mir völlig...von den Epistemen zensiert... weil ich weiß, dass ich ihn am Abend wieder sehe. Jeden Abend.
Himmel, so hat es mich schon lange nicht mehr erwischt. Er ist ein Traum, ein Traum zu schön um wahr zu sein. Mich beschleicht nur ein schreckliche Vorahnung, dass ich meinen Traumprinzen wahrscheinlich nie in meine Arme schließen kann, weil ich nicht so wirklich weiß wer er eigentlich so richtig ist. Ganz nebenbei würde ich gerne mal sein Gesicht sehen.
Den den Angestellten in unserem Etablissement ist es strengstens untersagt sich gegenseitig zu beäugen oder gar zu berühren. Äußerste Diskretion ist unser oberstes Gebot. Aber solange ich ihn mir jeden Tag flüchtig ansehen kann, kann ich auch darüber hinwegsehen, dass er einer nicht ganz herkömmlichen Berufung nachgeht. Ich bin neben der Besitzerin und dem schmierigen Koch wohl die Einzige die in der roten Laterne in Lohn und Brot steht, ohne sich dafür entblößen zu müssen.
Ich weiß auch nicht so genau, was mein Traummann dazu sagt, dass es Liebe auf den ersten Blick war, obwohl er mich noch nie gesehen hat und ich eigentlich nur sein bestes ...von den Epistemen zensiert… Ich komme mir vor, wie eines der beiden Liebenden, die nie zusammenkommen können…
Himmel, warum muss ich mich auch in einen...von den Epistemen zensiert…verlieben. Gut in einen phantasmagor...von den Epistemen zensiert…- ...von den Epistemen zensiert…ist einfach perfekt, als wäre er nur für mich gemacht. Aber ich würde dann wirklich gerne wissen, wer der Mann ist, der hinter diesem perfekten...von den Epistemen zensiert… steht. Mist. Ich überlege mir gerade, ob ich diesen Brief durch das Loch in der Zeltwand werfen soll?
Lieber Besitzer des phantasmagor...von den Epistemen zensiert…,
du versüßt mir mein tristes Leben nur durch die Gewissheit, dass es dich und dein ...von den Epistemen zensiert… irgendwo da draußen gibt. Für mich ist es Liebe auf den ersten Blick. Wegen dir kann ich kaum schlafen. Bei dem bloßen Gedanken an dich, schmelze ich dahin und ich verzehre mich nach dir. Ich möchte dich nehmen so wie du bist und solange du willst. Gerne bis ans Ende aller Tage und darüber hinaus. Auf eine positive Reaktion deinerseits würde ich mich sehr freuen und ich stelle dir hiermit diesen Antrag auf eine eheähnliche Beziehung auf eher körperlicher Basis, ich würde dich lieben und … von den Epistemen zensiert...bis der Tod uns scheidet.
Bitte melde dich.
Deine
Bernadette
Die Putzfrau von der roten Laterne
P.S. Bitte verstehe mich nicht falsch, ich möchte dich auf keinen Fall nur auf deine derzeitige Arbeit reduzieren.
Auszug aus der Abteilung Liebesbriefe, überprüft von der Abteilung Zensur und nicht für gut befunden, ich bin Episteme und ich sage die Zensur ist unser Recht!
Sanfter Sieg
So geschah es, dass der Streiter unter dem stacheligen Wappen durch einen gar außergewöhnlichen Streich den letzten der Wettstreite der Magiekundigen für sich entscheiden konnte, indem er behände den Feuerbällen seines Kontrahenten auswich und den Wenigen, denen er nicht zu entkommen vermochte, seine Schutzzauber entgegengesetzte, bis er kurz bevor der Kampf vom Geistigen zum Körperlichen wechselte, die letzte Gelegenheit nutzte und mächtige Winde beschwor, um seinen Gegner, der seine geistige Stärke bereits ermüdet hatte, hinfort zu wehen. Dieser hatte dem in der Tat nichts mehr entgegen zu setzen, als ein letztes magisches Geschoss, welches jedoch bei weitem nicht ausreichte, um den wackeren Wehrhaften aus dem Diesseits zu blasen. Allerdings waren auch die Winde des Wendigen für Derartiges viel zu schwach. Was sie jedoch vermochten war den unvorbereiteten Opponenten, der sich im Geiste schon in der Auseinandersetzung mit blankem Stahl wähnte, nur einige wenige Schritte zurück zu werfen. Dieser quittierte diesen harmlosen Angriff mit höhnischem Gelächter, wähnte die jubelnde Menge auf seiner Seite und sah sich so veranlasst folgende Worte an seinen Gegner zu richten: „Wenn Ihr so liebt, wie Ihr zaubert, seid Ihr unter dem falschem Wappen angetreten!“
Welch trefflicher Scherz! Der Verhöhnte aber lächelte nur milde und deutete zu Boden. Nach einigen Augenblicken fiel der Groschen des vermeintlichen Siegers und er blickte hernieder, um zu sehen wie nur wenige Zentimeter vor seinen Füßen die Umrandung des Kampfplatzes ihn schadenfroh anzugrinsen schien. Nachdem er sein durch die Erkenntnis seiner Niederlage entstelltes Gesicht wieder in die rechte Bahn gelenkt hatte, schleuderte er wütend seinen Dolch zu Boden und stapfte zornerfüllt von dannen...
Wenn die Asche auf den Nägeln brennt…
Er saß in seinem Zelt und schrieb bei Kerzenschein. Die Sonne war noch nicht ganz untergegangen und doch war es schon so dunkel im Zelt, dass er selbst bei Kerzenschein kaum mehr erkennen konnte, was er da schrieb. Doch es brannte ihm so unter den Nägeln, dass er seiner Seele Luft machen musste. Wenn der Brief erst an seinem Bestimmungsort angekommen ist, dann würde ihm Vergebung zu Teil werden. Oder noch besser Erlösung. Doch bis dahin war noch ein langer Weg. Erst musste er seine Sünden am Gleichgewicht dem Orden beichten. Auch wenn Papier geduldig ist, diese Zeilen würden über Leben und Tod entscheiden. Ja, über seinen Tod und das Leben vieler.
Und sein Schicksal war es die Intrigen der letzten Tage ans Licht zu Zerren, damit es auch der Letzte noch erführe, welcher schlechten Sache er gedient hatte. Seine Lügen verfolgten ihn Tag wie Nacht und jeden Moment, die er weiter mit der Schuld lebte, war er dem brennenden Urteilsspruch einen Schritt näher als es ihm lieb gewesen wäre. Aber unumstößlich würde er ins Fegefeuer fahren, egal wie emsig er auch versuchen würde die Sache wieder gut zu machen. Er würde bis in alle Ewigkeit brennen.
Gedankenverloren starrte er auf die Zeilen, die er gerade schrieb und ein Schauer lief ihm über den Nacken. So grausam waren seine Taten und so unentschuldbar war sein Schweigen. Bis jetzt. Jetzt wo sein Gewissen ihm die Zunge gelockert hatte oder vielmehr seine Finger beflügelt hatten, konnte er sicher in den Tod gehen. Sein Nacken fing an zu brennen. Niemand könne ihm in diesem Fall seine Schuld nehmen. Deshalb wollte er sich bei all den entschuldigen, denen er Leid angetan hatte. All den Müttern, die ihre Söhne zu betrauern hatten. All die Frauen, die ihre Männer nie wieder sehen würden und all die Schwestern die endlos Tränen vergießen mussten, über den Verlust ihrer Brüder. Er hatte das Gefühl, als würde sein Herz anfangen zu brennen. Warum nur hatte er sich dafür bezahlen lassen, den Weg der Asche aufhalten zu wollen. Warum war er nur der Meinung, dass sein Plan hätte funktionieren können. Die Hitze stieg ihm in den Kopf. Warum hatte er dies nur getan. Asche rieselte von seinem Haupt auf den Brief. Seine Fingernägel brannten. Nun wurde ihm klar, warum es verboten war, den Wettstreit zu beeinflussen. Seine Finger setzten das Pergament in Brand. Es war nur halb so schlimm, als wenn man versucht die Asche zu hintergehen. Weil nichts ist so sicher wie die Auferstehung, auch wenn es viel einfacher wäre einfach so in den Tod zu gehen.
Der Tisch fing an zu brennen und das Feuer lief wie ein Wiesel über das Fell am Boden und schon fing das Zelt an zu brennen. Seine brennende Hand verkrampfte sich um die brennende Feder, als das Tintenglas zersprang. Die schwarze Tinte verdampfte und alles was blieb war Schall und Rauch.
Als das Feuer runtergebrannt war, standen zwei Männer vor einem enormen Aschehaufen.
Der Eine sah erschreckend gut aus, für seine eher merkwürdige Arbeitsgewandung und der Andere war einfach nur grauenerregend anzusehen. Sein Buckel schien einem bei jedem seiner Bewegungen obszön zuzunicken, während sein halbes Gesicht von Haaren und einer Augenklappe verdeckt war.
‘Ich hab das Urteil noch gar nicht fertig vorgelesen!’ grummelte der Eine.
‘Du kannst doch gar nicht lesen!’ meinte der Andere mürrisch.
‘Das wird eine Ewigkeit dauern, aber mit uns kann man es ja machen!’ grummelte der Eine wieder.
‘Eine öffentliche Gerichtsverhandlung find ich immer viel schöner!’ meinte der Andere und hielt eine ziemlich kleine Kehrschaufel hin.
Der Eine schob die Asche mit einem ziemlich zerfledderten Besen auf die Schaufel und murmelte: ‘Ich sag hier nichts!’
‘Ich auch nicht!’ meinte der Andere und füllte die Asche in ein Glas mit der Aufschrift: ‘Asche zu Asche und Staub zu Staub! Urteil: 5000 Jahre Läuterung!’
Später wurde das Glas in ein mit Aschegläser überfülltes Regal gestellt über das ein Schild hing. ‘Halle der Läuterung!’
Autor CaB / Bild Enno
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