Tag 7 – Canaîsin in Ilad Galen und letzter Halt vor Primum

faesserWer an der Westküste der Südlande nach Süden fährt kommt an vielerlei Ländern und Gegenden vorbei. Am letzten westlichen Zipfel ragen hohe Steilwände nach oben und lassen keinen Blick auf das Land dahinter zu. Es heißt, dass Land und deren Bewohner wären unwirtlich und unfreundlich.  Doch die meisten Handelsschiffe fahren an diesem Teil der Südlande vorbei und wissen es nicht besser. Das eindrucksvollste an diesen Felsen ist ein grandioser Wasserfall, der sich über die Klippen ins Meer ergießt. Das allein wäre Grund genug zum Staunen, doch um den Wasserfall herum und in den Felsen getrieben, floriert eine Stadt. Sinai wird sie genannt. Es gibt sogar einen Hochseehafen, doch dem Kapitän Eik Skylarson ist es zu riskant dort anzulegen. Die Schiffe dort sind eher klein und wenige und werden über diverse Gerätschaften daran gehindert, durch die Brandung an den Felsen zu zerschellen.

Die Fahrt geht weiter, plötzlich senkt sich der Fels herab und gibt einen kurzen Blick auf mehrere grüne Ebenen frei. An der niedrigsten Stelle steht ein alter, verwitterter Turm. Der Kapitän gibt hier Signal und lässt ankern. Jetzt heißt es warten. Nun hatte ich die Zeit mir die Umgebung näher anzusehen. Wo die ganze Zeit Felswände waren ist hier ein grünes, dichtes Delta, dass so einladend wie gefährlich ist meint Hans P. Mies. Ohne einen fähigen Lotsen ist man leicht auf einer Sandbank aufgelaufen – wenn man Glück hat. Untiefen und unterseeische Felsnasen können den Rumpf eines Bootes aufreißen und versenken. Das Delta hat riesige Ausmaße und man kann in der Ferne eine große Stadt erblicken. Dort liegt das Ziel des Kapitäns. Canaîsin, die Hauptstadt von Ethir Forodren, einem der fünf Fürstentümer Ilad Galens.

Es dauert eine Weile, in der die Seemänner am Schiff Ausbesserungen vornehmen, bis ein kleines Beiboot sich nährt. Ein schmächtiger junger Mann betritt das Schiff, als würde es ihm gehören. Er verhandelt mit dem Kapitän über den Preis und als sie sich einig werden, legt das Beiboot ab und der Mann, der sich als Jost, der Lotse vorstellt, übernimmt das Steuer. Langsam fährt das Schiff in das Delta ein und der schwere Duft der üppigen Vegetation schwappt über dem Schiff zusammen. Das Atmen fällt schwerer und die Gerüche legen sich auf den Magen.  Kreuz und quer lenkt der Lotse das Schiff durch die vielen Flussarme. Ab und an kann man es bedrohlich am Rumpf kratzen hören.

Und dann erhebt sich die Stadt Canaîsin vor unseren Augen. Ein ausgedehntes Hafenbecken hält für zehn Hochseeschiffe und viele kleinere Boote ausreichend Platz bereit. Heute ist es gut zur Hälfte gefüllt und das Pier ist voller arbeitsamer Menschen. Pakete und Waren werden von und zu den Schiffen gebracht. Wie ein Ameisenstaat scheint alles durcheinander zu gehen und doch sein Ziel zu finden.

Der Hafen ist alt, auch wenn er gut in Stand gehalten wird. Das Holz ist stark verwittert und die einstmals verputzen Gebäude zeigen Furchen und Risse. Überall riecht es nach Fisch, Wasser und zu vielen Menschen. Die Gebäude wurden alle irgendwann aufgestockt. Wohl zu einer Zeit, als die Stadt immer größer wurde. Kein Gebäude hat weniger als zwei Stockwerke. Holz und Stein, alles scheint daraus gemacht. Nicht einmal jedes Haus hat mehr als ein Loch, dass man Fenster nennt. Die wenigsten haben Glas. Alles wirkt rau, aber stabil. Wie die Menschen die dort ihre Arbeit tun.

Eine breite Straße für in das Innere der Stadt und kaum ist man ein paar Meter gegangen prangt ein riesiges Schild über dem Pflaster. Eine Bild des Meeres bei Sturm ist darauf zu sehen und darunter kann man lesen – sofern man dazu wie ich in der Lage ist - „Zur salzigen See“. Schon von weitem hört man, dass es dort laut zugeht. Ein Gasthaus direkt am Hafen. Dort werden die Sitten rau, aber die Mädchen käuflich sein. Und das Innere wird eine kleine Schlägerei aushalten. Wie in vielen Städten fühlt sich jeder Seemann an solchen Orten schnell heimisch. Bei Spielen kann man die Zeit vergessen und sein Geld verlieren, sofern das Glück einem nicht hold ist.

Weiter kommen die meisten der Seeleute nicht. Was wollen sie auch in den feineren Bereichen. Dort, wo die Häuser verputzt und die Kleidung der Leute sauber sind. Dort passen wir nicht hin. Doch bis zum großen Markt sind die Menschen gemischt. Händler fahren mit ihren Waren hin und her, Hohe wie Niedere sind auf dem Weg, ihre Erledigungen zu machen. Je weiter man in das Stadtinnere gelangt, desto mehr Verzierungen sind an den Häusern zu sehen. Aufwendige Schnitzereien, die zumeist den Wald und die Ebenen zeigen. Hier sieht man den Grund, warum Ilad Galen über die Landesgrenzen hinaus für seine Holzarbeiten bekannt ist.

Am eindrucksvollsten ist das Rathaus am zentralen Marktplatz. In akribischer Arbeit scheint dort die Geschichte des Landes in das Holz geschnitzt zu sein. Von der Landung der Menschen über die Kämpfe mit Ungeheuern und dem Wald bis hin zum Erscheinen des Verkünders. Und mit jedem Mal kann man etwas Neues entdecken.

Der Markt ist genau der richtige Ort um meinen Apfelwein los zu werden und genau hier hatte ich den richtigen Riecher. Ich habe meinen gesamten Apfelwein verkauft. Unglaublich…

Also gehe ich sehr wohl gelaunt in die Taverne zur salzigen See. Dort sticht mir gleich im Eingang ein Plakat von Primum und der Taverne zur feuchten Höhle ins Auge.

Frau Pandora und ihre Damen: Nette Betty, Molli Lolli, Wilde Hilde, Herta und Loretta erwarten euch in der Taverne „Zur feuchten Höhle“ im Hafen von Primum …

Eine schöner als die Andere…

Nun bin ich aber hier in Canaîsin. Ich besorge mir ein Zimmer und lass den erfolgreichen Tag ausklingen.

Gez. Orie Eichlaub

Orie Eichlaub trinkt die Nacht durch. Er erwacht am nächsten Tag, als die Sonne bereits am Untergehen war und muss mit erschrecken feststellen, dass die Seemöwe bereits ihre Reise nach Primum fortgesetzt hat.

Am Morgen auf der Seemöwe: Nachdem die nächsten Reisenden das Schiff bestiegen haben, geht es weiter. Mit dem Lotsen durch das Delta wieder hinaus aufs Meer.

Die Schwere der Vegetation bleibt dabei hinter ihnen, doch jeder Matrose, der etwas auf sich hält weiß. Der Weg den sie beim Verlassen des Deltas nehmen ist ein Anderer als beim hineinfahren. Ihn kennen nur die Schmuggler und die Lotsen.

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