Heute wollen wir das Ho’Uht näher beleuchten. Dieses große possierliche Tierchen ist auf Primum mittlerweile nahezu vom Aussterben bedroht. Dies ist völlig unverständlich, da es auf Primum im wahrsten Sinne des Wortes an der Spitze der Nahrungskette steht.
Der Metabolismus des Allesfressers ist einzigartig und zum Überleben in der widrigen Umwelt der ersten Insel gemacht. Wo um ihn herum nur Gift und Gefahr lauert, trotzt er allen Widrigkeiten. Grund dafür ist nicht nur seine körperliche Gewalt verantwortlich, sondern auch sein einzigartiger Stoffwechsel.
Das Ho’Uht ist das einzige Wesen, dass in der Lage ist bereits bei der Witterung sein Opfer zu verdauen. Das liegt unter anderem am hohen Anteil von Magensäure im Atem des Tieres. Das Sprichwort, dass man quasi schon tot sei, wenn man die leuchtenden Zähne des Tieres sieht, ist nicht ganz richtig. Eigentlich ist man schon im Begriff zu verwesen, wenn man den heißen Atem des Tieres in seinem Nacken spürt. Als zweite Verdauungshilfe hat das Ho’Uht den Zahnschleim, der ihm unentwegt aus dem Maul geifert. Hat es die Witterung aufgenommen, vermehrt sich die Produktion des Zahnschleimes exorbitant. Dieser einzigartige Zahnschleim oxidiert jede Plattenrüstung im Nu durch. Dies ist für das Überleben des Ho’Uht immens wichtig, weil sein weitergehender Verdauungstrakt Metalle nicht verarbeiten kann. Was die leuchtenden Zähne nicht zerbeißen können, wird in den Schlund hinunter gewürgt. Dazu ist noch anzumerken, dass die Zähne sogar Granit zerbeißen können. Die Zähne sind sein wichtigstes Werkzeug. Ohne sein Werkzeug ist das Ho’Uht nicht überlebensfähig.
Obwohl dies nicht zum Thema gehört, sei noch zu sagen, dass das Ho’Uht keine Augen hat. Bei älteren Exemplaren kann zwar die Anlage von Augen sichtbar sein, diese sind aber ohne Funktion. Dafür sind die Ohren ziemlich groß und können nicht nur extrem gut hören, sondern auch ähnlich wie die Fledermaus den Abstand von Hindernissen im Dunkeln wahrnehmen. Das Riechorgan im Schlund übernimmt den Rest. Somit kann das Ho’Uht nachts gänzlich ohne Augen auskommen, am Tage bemerkt man die Verwandschaft zum Maulwurf. Das Ho’Uht ist am Tage gänzlich blind und kann sich nur bedingt fortbewegen. Deshalb schläft es tagsüber und wird erst nachts aktiv.
Wieder zurück zum Thema. Die durch die leuchtenden Zähne vorgekaute Nahrung wird im oberen Drittel des Schlundes vom veganen Gaumensegel getrennt. Die pflanzlichen Bestandteile werden umgehend der Pansenspeicheldrüse zugeführt, wo die Gifte zur weiteren Verdauungsunterstützung gesammelt werden und dann schwallweise in die Galle weitergeleitet werden. Die restlichen pflanzlichen Bestandteile kommen in den Blättermagen, dort wird der Gärungsprozess eingeleitet. Danach werden die Fleisch- und / oder Steinanteile in der Nahrung von den Steinspeicheldrüsen weiter verwässert. Der Anteil von Magensäure ist hier bereits sehr groß.
Die Riechkiemen spüren die groben metallischen und nicht gänzlich oxidierten Gegenstände in der festen Nahrung auf und befördern diese umgehend mit einer metallenen Eruktation, auch eiserner Ructus genannt, wieder aus dem Körper. Ähnlich der Geschwindigkeit eines Ambrustbolzen kann ein eiserner Ructus eine Geschwindigkeit von 86 Knoten erreichen. Vorsicht vor fliegenden silbernen Tabakdosen! Der Silberstreifen am Horizont kann auf Primum gesundheitsschädlich sein! Mal angenommen, man würde mit der Auswurfgeschwindigkeit des eisernen Ructus eines mittelschweren Ho’Uht eine handelsübliche Fregatte antreiben können, würde das Schiff tatsächlich mit 86 Knoten fortbewegt werden? Nein, die Metallanteile des eisernen Ructus können bei dieser wahnsinnigen Geschwindigkeit auf Segel und Planken extrem schädigend einwirken. Auch ist eine handelsübliche Fregatte nicht dafür ausgelegt 86 Knoten überhaupt auszuhalten. Diese Theorie konnte bisher nicht bestätigt werden, da für eine Überprüfung ein lebendiges Exemplar erforderlich wäre. Bisher ist es nicht gelungen, eines der Tiere lebendig zu fangen, da diese sich eher weniger kooperativ zeigten.
Weiter geht es mit der mittlerweile metallfreien und pflanzenfreien Nahrung. Die Schlundzähne befördern die festen nicht metallischen Bestandteile weiter nach unten und zerkleinern die Nahrung weiter. Diese Schlundzähne leuchten nicht und haben auch keinen Zahnschleim. Der Nahrungsbrei gelangt nun in den Vormagen und wird mit Zuhilfenahme der Säurepocken weiter mit Magensäure bearbeitet. Der Schleusenmuskel lässt stoßweise Nahrungsanteile in den Zerkleinerungsmagen, auch Magen der Zerkleinerung genannt. Dort wird die Nahrung weiter zerkleinert. In der Synapsententakelschleuse kommen Inhalte aus dem Blättermagen und des Magens der Zerkleinerung erstmals wieder zusammen und werden im Magen der Sammlung gesammelt. Dies wird unter Kennern auch die Hochzeit genannt. Der Magen der Sammlung ist ein einzigartiges Organ. Hier werden feste noch unverdaute Bestandteile in den Zerkleinerungsmagen zurückgekäut, um dort erneut defragmentiert zu werden. Die nicht giftigen Pfanzenbestandteile aus dem Blättermagen sind für den Wiederkäuvorgang maßgeblich verantwortlich. Durch die austretenden Fäulnisgase aus dem Pflanzenbrei wird der Auftrieb der festen Bestandteile in den Magen der Zerkleinerung maßgeblich unterstützt.
Das Gemisch aus Stein-, Fleisch- und Pflanzenbrei wird vom Magen der Sammlung durch die Gärkammerfurche gepresst und dort werden die letzten Nährstoffe gewaltsam entzogen. Von dort wird das Gemisch in die Gärkammer weitergeleitet. In der Gärkammer wird Galle zugesetzt. Die Gallenflüssigkeit weist hier bereits einen hohen Giftanteil aus dem Pflanzenmaterial auf. Die Ausleitung des giftigen Gallerts in die Natronfurche geschieht langsam und schleichend, dort werden übrige Salze abgesondert und in dem hinteren Pansensalzsack gesammelt. Dies ist vor allem wichtig, wenn der Ho’Uht zuviel menschliche Nahrung zu sich nimmt. Dann werden vom Pansensalzsack wieder Salze zugeführt. Ohne ausreichend einheimische Nahrung würde das Ho’Uht elendiglich an der Diarrhö verenden. Deshalb wird eine Ansiedlung außerhalb von Primum nicht von Erfolg gekrönt sein.
Von der Natronfurche geht es in den Hauptpansen. Dort werden Gallen- und Nierensteine zugesetzt und damit wird die Hauptverdauung eingeleitet. Dies kann man in lauen Sommernächten sogar hören. Ein rollendes Geräusch was meist mit zufriedenen Grunzen des Tieres einhergeht.
Vom Hauptpansen wird der zerriebene Brei durch die kaudoventraler Blindsackfurche geleitet, dort werden die letzten festen Bestandteile im versteckten Blindsack eingelagert. Der versteckte Blindsack wird auch Panseninsel genannt. Den Gerüchten zur Folge, sollen dort schon Diamanten, Perlen oder andere Edelsteine gefunden worden sein. Ob diese über den Schlund beim Fressvorgang eingeführt wurden oder sich während des Verdauungsprozesses gebildet haben, konnte bisher nicht geklärt werden. Die meisten Diamanten waren nicht geschliffen, als sie gefunden wurden. Der Verbleib dieser Edelsteine ist leider unbekannt. Bei jüngeren Exemplaren ist der versteckte Blindsack meistens leer. Nach Aussonderung der letzten festen Bestandteile wird der Scheiß in den in den Kurzdarm auch ZweiFingerDarm gepresst. Nährstoffe werden hier nicht mehr entzogen.
In der Enddarmkammer kommt es zur Ausscheidung durch die Kontraktionsrosette und der Kot wird dann stoßweise ausgeschieden.
Dabei kann es zu heftigen Flatulenzen kommen. Unter den männlichen Ho’Uht werden ähnlich wie mein Menschen die Flatulenzen häufig als Kommunikationsmittel und zur Machtdemonstration gegenüber jungerer Artgenossen genutzt, dies bleibt aber beim weiblichen Geschlecht eher unverstanden.
Vom Ort des Geschehens, fundiert erforscht und bewiesen,
Zunächst sind alle grünen Pflanzen und alles was grün ist, giftig. Deshalb empfiehlt es sich, möglichst nur im Winter in den Wald zu gehen, weil dass ist weniger gefährlich, als im Frühling.
Neben den grünen Pflanzen sind viele Pilze auch extrem giftig. Vor allem alle Pilze die in der Reife ihre Sporen verbreiten. Pilze wachsen im Wald, geht also nicht in der Pilzzeit in den Wald.
Dann sollte man Nachts nicht in den Wald gehen, weil da das Ho’Uht einen bestimmt erwischt. Wenn man die leuchtenden Zähne des Monsters sieht, dann ist es meist schon zu spät, weil hat es erstmal Witterung aufgenommen, dann fühlt man sich so, als würde man schon vorverdaut werden.
Mit dem Ho’Uht einhergehen riesige braune Haufen, und seit dem das Hu’Uht aufgrund der Besiedelung mehr Nahrungsvielfalt hat, können es auch mal braune Schlieren sein. Die Ausscheidungen des Ho’Uht können durchaus gestaltliche und / oder geruchsmäßige Ausmaße annehmen, die für den Menschen eher gesundheitsschädlich wirken können. Es soll sich schon mal jemand an einem braunen Haufen den Zeh gebrochen haben und danach am Gestank erstickt sein. Aber dies konnte bisher nicht bestätigt werden.
Es sollen schon Wanderer von fliegenden silbernen Tabakdosen, die grundsätzlich nach dem Aufbölken des Ho’Uht auftreten können, schwer getroffen worden sein. Also Vorsicht vor dem Silberstreifen am Horizont, es könnte auch eine fliegende silberne Tabakdose sein und so eine kann auch mal ins Auge gehen, wenn man sich nicht duckt.
Als wären die Uth nicht schon schlimm genug, die Priesterinnen sind noch viel schlimmer. Der Wald ist nicht sicher, weil dort kann man die Uth vermehrt vorfinden. Am Besten versucht man ihnen nicht über den Weg zu laufen und wenn doch, dann sollte man immer etwas Gelbes dabei haben, was man ihnen schenken kann. Willige niemals in ein Duell mit einem UthKrieger ein.
Der Besitz von gelben Dingen ist schwierig. Die Uthpriesterinnen sind ganz scharf auf alles was gelb ist. Vor allem die Federn des Do’Iht (gelber Vogel) sind sehr beliebt und vermehrt im Wald zu finden. Gerüchte zur Folge sollen sie magisch sein. Und auch die gelben Eier des Gelben Vogels, der die meiste Zeit im Jahr braun zu sein scheint, sind überaus beliebt, aber wehe man beschädigt Eines. Die Rache der Uthpriesterin wird grausam sein.
Steine sind auch gefährlich, die sind vor allem auch im Wald anzutreffen. Wenn Uth in der Nähe sind, können Steine auch gerne mal fliegen oder rollen. Da sollte man besser nicht in die Quere kommen. Steine sind sehr gefährlich.
Oft werden ahnungslose Wanderer von sehr irreführenden Geräuschen kopulierender Uth in den Wald gelockt. Vorallem in der Nähe des Liebesbaumes empfiehlt es sich nicht irgendwelcher seltsamen Geräusche nachzugehen. Der Liebesbaum steht im Wald, also geht da nicht hin.
Gerüchte machen immer mehr die Runde, dass es angeblich einen kannibalistischen UthStamm geben soll. Bisher konnte nicht bestätigt werden, das Uth tatsächlich Menschenfleisch zu sich genommen haben, dies war bisher augenscheinlich nur dem Ho’Uht vorbehalten.
Grenze zur Ewigkeit liegt auch im Wald, also geht da besser nicht hin. Man kann immer noch nicht genau sagen, was die mit dir machen, wenn sie dich erwischen, also bleibt da weg.
Am Grenzstein zur Ewigkeit kann es im Winter immer mal wieder zu Gelbem Schnee kommen. Merke: Esst nie gelben Schnee im Wald! Auch nicht außerhalb vom Wald!
Der Hurenmörder soll sich immer noch im Wald herum treiben, nachdem bei einer langatmigen Gerichtsverhandlung nicht genau ergründet werden konnte, wer nun tatsächlich der Hurenmörder war, ist es möglich, dass der Hurenmörder immer noch durch die Wälder von Primum streift.
Der Nicht Dr. Lebertran soll Gerüchten zu Folge sich im Wald herumtreiben und seine eher unethischen Forschungen weiter betreiben.
Es soll einen Magier geben, der angeblich Portale auf Primum erschaffen hat. Keiner weiß wo sich diese Portale befinden. Aber oft ist es so, dass wenn einer in den Wald geht, er nicht zurückkommt. Da ist es doch naheliegend, dass es bestimmt die Portale sein müssen.
Geht nicht in den Wald, da gibt es nichts zu Saufen.
Und im Wald gibt es auch keine Huren, die gehen da nicht hin, weil sie Angst vor dem Hurenmörder haben, also warum dann nicht einfach in der Feuchten Hütte bleiben.
Aber in der Feuchten Hütte ist die Pandora und die ist ganz schön seltsam. Sie spricht manchmal in fremden Zungen und sagt einem komische Dinge, bei denen es einem die Eingeweide im Bauch herum dreht. Aber das ist kein Grund deswegen in den Wald zugehen.
Und der Hafen ist auch keine Option, weil im Hafenbecken wohnt ein Kraken und dieser Kraken soll nunmehr nur noch 19 Arme haben. Also 19 Gründe nicht ins Hafenbecken zu springen.
Aus der Abteilung Liebesbriefe - Briefe vom Festland - Die Antwort
Verehrtester Herr von der Winde,
gänzlich unerwartet erreichten mich Eure eloquenten Zeilen, die so warm und huldvoll waren, wie die Hände des Überbringers kalt und zittrig. Ich muss Euch gestehen, dass ich ob des Überbringers Zweifel an der Wahrhaftigkeit Eures Briefes hatte. Doch nun, da ich Eure, mit so leichter Feder verfassten Zeilen gewahr wurde und sie mein unschuldiges Herz bewegten, wie die Herbstwinde die reifen Ähren mit ihren ungestümen Pranken erschüttern, bin ich zutiefst ergriffen. Und so komme ich nun nicht umhin, mich des guten Vaters strengen Augen zu entziehen, um Eure Sehnsucht heimlich zu erwidern. So sollen diese Zeilen mein wahrhaftig Versprechen sein und möge eine Locke meines jungfräulichen Haupthaares Euch als mein ährenvolles Unterpfand dienen. Tragt es wohl an Eurem Herzen bis zu dem Tage meines 18. Ehrentages. Dies wird der Tag sein, an dem mein guter Vater mich freigibt und ich Euch endlich nahe sein darf und bis der sanfte Wind der Liebe Eure wallende Prachtmähne über meine unberührten Ähren streichen wird. Seid gewiss, dass ich in der Liebesnächte Kühlung eingedenk Eures stattlichen Antlitzes und der Gestalt gleich eines mächtigen Prätorianers mit all meinen Sinnen in sehnsüchtiger Erwartung begierig dahin schmelze. Hoffnungsvoll zähle ich die Tage, bis mein Weg mich wieder in den Hafen führt und euch zumindest aus der Ferne angesichtig werden darf. Wenn es die Wahrheit ist, dass Euch die Selbe fremde Fühlung umfängt und die Sehnsucht in Eurem heldenhaften Herzen fiebert, dann lasst mir ein Zeichen tiefer Treue und Eurer schwärenden Liebe zukommen. Dann will auch ich es an meinem vor Erregung bebenden Herzen tragen, bis ich endlich frei bin zu sein. So verbleibe ich nun hoffend und mit bangen Herzen auf ein Unterpfand von Euch, so wie das Licht die Motte in ihren Bann zieht, so hat mich eure überwältigende Mannhaftigkeit genauso gefangen, wie eure Kühnheit mir die Minne anzutragen.
Aus der Abteilung Liebesbriefe - Briefe vom Festland
Verehrtste Konstanze Grötzenhuber,
als ich vor nicht allzu langer Zeit durch die gräulich-rotbraune Tristes des Hafenviertels Schritt und nichts im Sinne hatte als mich des aufkommenden Herbstwindes zu entziehen, erschien, völlig unverhofft, ein güldener Glanz des vergangenen Sommers vor meinen Augen. Der Wind wehte wie ein wundervoller Hauch und ließ mir Dein güldenes Haar wie ein wogendes Weizenfeld in vollster spätsommerlicher Pracht erscheinen. Sofort erwuchs in mir das Bedürfnis wie ein Gnadenvoller Schnitter eine jede einzelne Ähre deines lieblichen Hauptes mit der Sense meiner Hand zu berühren, zu liebkosen und zu verschonen auf das ich dereinst später zurück zu kehren vermöge um ebendieses wieder und wieder zu wiederholen. Mit dem raschen Entschluss unbedachten Mutes raffte ich meinen gesamten Mumm zusammen und trat an Dich heran. Fast übertraf der liebliche Gesang Deiner Stimme noch die Verlockungen Deines Haares und mir sank der Mut so sehr wie meine Knie erweichten. Doch schaffte ich es noch ein wenig Belanglosigkeit mit Dir auszutauschen. So erfuhr ich von Deiner Familie und dem Umstand das Du gerade Deinen Siebzehnten Sommer gesehen hattest. Im siebzehnten Jahr Deiner wundervollen Erscheinung schreitest Du mir über meinen Weg und ich verdammter Tor sehe mich nicht imstande etwas Geistreiches oder zumindest Geckenhaftes von mir zu geben. Ich verging vor Gram und wollte nicht Essen noch Trinken bis ein treuer Freund, meines Leides überdrüssig, alle Anstrengungen unternahm um den Ort Deiner Heimstatt zu erfahren. So kann ich wieder hoffen, denn zumindest erreichen Dich nun meine Worte. So muss ich nun erneut all meinen Mut zusammen zu nehmen um die nachfolgende Frage an Dich zu richten. Würdest Du mir die Gnade Deiner Gegenwart erneut erweisen um mit mir die lieblichen Gefilde der herbstlich scheinenden Haine hinter der Stadt zu besuchen?
Ein Rehlein steht im Walde. Ganz still und stumm. Es hat uns aber trotzdem erzählt, was an diesem Tag im Wald geschah.
Am Grenzstein konnte man eine Bewegung wahrnehmen. Eine Patrouille kam von Drüben an den Fallbaum marschiert und untersuchte den gelben Schnee.
Er wurde gemessen und gewogen und nicht für gut befunden worden.
Dann wurden die Tannen gezählt und es wurde festgestellt, dass eine Tannenspitze fehlte.
Die Männer blickten über die Grenze und konnten hinter der Lichtung die feuchte Hütte sehen und der Rauch, der aus dem Kamin in den Himmel empor stieg.
Was sie nicht sahen, waren zwei dunkle Gestalten, die sich mit einer abgesägten Tannenspitze unter den Armen hinter die Grenze schlichen und die Tannenspitze zurück brachten. Es wurde eine Paste auf den Baumstumpf aufgebracht. Dann wurde die Tannenspitze wieder dort hingestellt, wo sie gewachsen war. Und wie durch ein Wunder, oder vielmehr durch eine Wunderpaste wuchsen Stumpf und Stamm wieder zusammen.
Kurz bevor die 16 Mann die Grenze überschreiten wollten, drehten sie sich nochmal zu dem fehlenden Baum um. An diesem Tag kam keiner über die Grenze, um den Krieg zum Krieg zu tragen.
Das Rehlein scharrte im Schnee und legte ein Buschwindröschen frei.
Im Hafenbecken schwamm ein Kraken in der Eiseskälte und lugte aus dem Wasser. Man hätte meinen können, er würde die Seemöwe ganz genau im Blick haben.
Es wurden geschäftig Bierfässer auf die Seemöwe gebracht. Hans schrubbte immer noch das Deck und Oberon beaufsichtigte ihn gähnend.
Die Mannschaft der Seemöwe war hart am Arbeiten und der Kapitän stand noch an Land und fachsimpelte mit dem Ignaz. Die Frauschaft der feuchte Hütte stand geschossen und zutiefst traurig am Hafenbecken und wedelten schon mal mit den Taschentüchern zum Abschied.
Die Herta hat sogar eine einsame Träne im Auge. Das würde sie natürlich nie zugeben.
Hans-Peter Mies stand an Deck und blickte zu den Huren hinüber. Der Anflug eines Lächelns huschte über sein Gesicht. Das würde wiederum er niemals zugeben.
Der Schiffskoch Herbert Santa Maria kam summend an Deck, humpelte zur Reling und warf einen Eimer mit Abfällen ins Wasser. Dann pfiff er die Melodie eines bekannten Liedes und schon begann der Ohrwurm sich durch die Köpfe der Mannschaft zu fressen.
Hans fing an: ‘15 Mann, auf des toten Mannes Kiste!’
Die Mannschaft johlte: ‘Johohoho und 'ne Buddel mit Rum!’
Herbert Santa Maria stimmte ein: ‘15 Mann schrieb der Teufel auf die Liste, Schnaps und Teufel brachten alle um! Ja! 15 Mann auf des toten Manns Kiste’
‘Johohoho und 'ne Buddel mit Rum!’
‘15 Mann schrieb der Teufel auf die Liste, Schnaps und Teufel brachten alle um! Ja! Schnaps und Teufel brachten alle um!’
‘Johohoho und 'ne Buddel mit Rum!’
Der Kraken erbrach sich ins Hafenbecken und wart von dort an nie mehr gesehen.
Drei Krähen saßen neben dem Briefkasten und pickten der toten Krähe die Augen aus.
Der Kapitän saß mit Ignaz draußen auf der Bank und der Kapitän rauchte Pfeife und zeigte auf die Krähen: ‘Und da heißt es immer, dass eine Krähe der anderen kein Auge auspickt!’
Ignaz zog an etwas, was er sich selbst zusammengedreht hatte und keuchte dann hustend: ‘Das hebt den Mann aufs Pferd und die Frau unter’d Erd!’ Dann blickte er auf die Krähen und begann wieder etwas an den Fingern abzuzählen, bis er dann den Mund öffnete und ein ‘Kapitän?’ mit einem Schwall Rauch aus seinem Mund kam. ‘Aye!’ folgte die nächste Wolke aus dem Mund des Kapitän. ‘Zu hegen und zu pflegen sei bereit! Das Töten überlass dem Lauf der Zeit!’ ‘Wieso?’ frug der Kapitän und zog noch ein paar Messer aus seiner Weste. ‘Alle guten Dinge sind drei!’ ‘Weil zwei Krähen sind immer da. Eine Krähe bringt nicht lange Glück. Aber drei Krähen sind ein böses Omen.’ ‘Pah, böses Omen! Der Mann spinnt sein eigenes Seemannsgarn und steht dabei an Land!’ rief der Kapitän. ‘Ich sitze und Katze an Bord, glück geht fort!’ salbaderte Ignaz und hob den Finger. ‘Waschen macht krank und elend! Und dennoch hab ich dich schon baden sehen, Ignaz Flötzinger.’
Herta kam aus der Hütte und meinte: ‘Auf die Größe kommts nicht an, nur krumm und bucklig muss er sein!’ ‘Damit er überall anstößt.’ rief Pandora, die Herta nach draußen gefolgt war und machte eine Handbewegung in dem sie mit der Hand ein ‘L’ formte und es dann kippte und grinste: ‘Aber. Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben.’ Petra Hacke kam hinterher und meinte: ‘Sonst kommt man vom Regen in die Traufe!’ Dann gab sie der Pandora ihr Nähzeug zurück und maßregelte sie: ‘Langes Fädchen, faules Mädchen!’ Der Doni tauchte in der Tür auf und trällerte in seiner eigenen manchmal seltsamen zuckersüßen Art: ‘Wenn Arscherl brummt, ist's Herzerl g'sund.’ Die Pertra gab dem Doni einen Keks und der Kapitän nahm einen Stein vom Boden auf und warf ihn nach den Krähen. ‘Wer nachts mit Steinen wirft, kann den eigenen Bruder töten.’ kam eine schnarrende Stimme von hinter der Hütte her. ‘Wenn man vom Teufel spricht!’ meinte Pandora, verdrehte die Augen, fing an zu zittern und fuhr dann in einer anderen Stimme fort. ‘Iss und trink mit deinem Bruder, aber habe keine Geschäfte mit ihm.’
Der Briefkasten fiel um und begrub die drei Krähen unter sich.
Die Krähen lachten immer noch und flogen ihre Kreise über der feuchten Hütte.
Oberon sprang von einem Bein aufs Andere und schimpfte wie ein Rohrspatz. ‘Diese Mistviecher. Scheißen überall hin.’ Und schon flog etwas von oben herab und ihm direkt ins Auge.
Der Kapitän kam wieder aus der feuchte Hütte getreten und hatte den Hans im Schlepptau. ‘Da hat sich jemand gerade freiwillig gemeldet. Er möchte bis morgen Mittag das Deck schrubben, sonst wieder er kielgeholt.’ Oberon rieb sich sein Auge und blickte seinen Kapitän mit dem anderen Auge scheel an. ‘Was hat er denn nun wieder ausgefressen?’ ‘Hans hat laut gedacht!’ Oberon rieb sich immer noch das Auge und murmelte mehr zu sich, als zu seinem Kapitän: ‘Jetzt wäre denken bestimmt nichts Schlechtes.’ ‘Das hab ich gehört!’ blökte der Kapitän. ‘Ich mein ja nur! Es ist doch nichts Schlechtes, wenn sein Kopf nicht nur eine Abdeckung ist, damit es ihm nicht in den Hals regnet.’ Jetzt murmelte der Hans lauter als gewollt: ‘Sagt der, der alle Bolzen de Kapitäns verschossen hat und der einzige Treffer geht auf das Konto der Krähen!’ Der Kapitän schlug dem Hans auf den Hinterkopf und räusperte sich dann: ‘Oberon?’ ‘Aye Kapitän!’ rief Oberon und versuchte die Armbrust hinter seinem Rücken zu verstecken. Der Kapitän blickte auf den leeren Köcher und meinte dann: ‘Und wieder hat sich wieder jemand freiwillig gemeldet. Da hat heute Nacht noch jemand Schiffsdienst, Oberon. Du beaufsichtigst Hans beim Deckschrubben.’ Hans versuchte so lautlos wie möglich zu verschwinden, doch der Kapitän packte ihn am Ohr. ‘Und fürs Petzen, sucht der liebe Hans meine Bolzen!’ ‘Ja, aber!’ ‘Jetzt schlägts aber 13!’ schrie der Kapitän so laut, dass es dem Hans seine Wollmütze vom Kopf fegte. ‘Nichts aber und widersprich nicht immer deinem Kapitän!’
Die Krähen landeten wieder auf dem Briefkasten, der Kapitän zog seinen Dolch und warf nach den Krähen. Er traf eine der beiden Krähen und in dem Moment als diese eine Krähe tot vom Briefkasten fiel, tauchten am Waldrand zwei neue Krähen auf.